: Nicht da, wo man sie gern hätte
Spain Josh Haden singt mit seiner Band im Privatclub über die Liebe
Spain ist eine amerikanische Band, die seit Mitte der neunziger Jahre eine behutsam und gefühlvoll hingetropfte, aus Country, Blues und sonstiger Americana destillierte Musik macht – mit geschmeidigen und gern auch wehmütigen Melodien. Mindestens ein Lied der Band hat es dabei zu allgemeiner Wertschätzung geschafft, „Spiritual“, dem sich der späte Johnny Cash angenommen hat, mit diesem inbrünstig gesungenen „Jesus, I don’t wanna die alone“.
Das kennen dann zwar fast alle. Aber deswegen kennen sie halt noch lange nicht Spain, eine Band, die all die Jahre eher im Halbschatten des Erfolgs geblieben ist mit ihrer Musik, die trotzdem in der gleichen Liga wie Yo La Tengo oder andere Indierock-Helden spielt. Champions League also.
Am Mittwochabend spielten Spain, mittlerweile als Trio unterwegs, im Privatclub. Ein Gitarrist, ein Schlagzeuger und Josh Haden als Sänger und Bassist. Spain ist seine Band.
Mit einem knappen „Hello“ begrüßte Haden sein Publikum, und im weiteren Verlauf des Konzerts begnügte er sich mit Ansagen wie dem Hinweis, dass sie jetzt ein paar Lieder vom neuen, Anfang Juni erscheinenden Album „Carolina“ gespielt hätten und im weiteren Programm die älteren Songs kämen oder dass der Schlagzeuger gern ein Wasser haben würde.
Keine Erklärungen aber gab Haden zu seinen Liedern ab, in denen es etwa um die Depression, die Große, geht und um Verlust und auch um die Liebe, die oft halt nicht da ist, wo man sie lieber hätte. Eine Plaudertasche wollte Haden jedenfalls nicht sein und bestimmt auch keine Rampensau. Er stand einfach auf der Bühne herum und machte seine Musik in diesem ziemlich abgebremsten Tempo, das Slowcore auszeichnet. Fragile mondsüchtige Lieder mit keinerlei Fett an den Rippen. Sacht und ruhig schwebten sie durch den Privatclub.
Der ganze Reichtum
Die besondere Qualität der Musik von Spain ist dabei, dass in ihrer auf allen Zierrat verzichtender Sparsamkeit dennoch der ganze Reichtum der amerikanischen Musik eingeschrieben ist, Country, der Blues, selbst das Easy Listening der alten Pop-Schule. Auch eine Vertrautheit mit dem Jazz, die Josh Haden schon deswegen haben muss, weil er als Sohn des vor zwei Jahren verstorbenen Jazz-Bassisten Charlie Haden bereits in Kindertagen ständig mit Musikern wie Art Pepper, Keith Jarrett oder Pat Metheny umgeben war, auf Besuch in seinem Elternhaus.
Mit der Familie Haden kann man bestens seinen musikalischen Grundbedarf decken. Auch Joshs Drillingsschwestern Petra, Rachel und Tanya, alle machen sie stimmungsvolle Musik für unterschiedliche Seelenlagen.
Spain jedenfalls machen keine aufputschende Musik. Und eigentlich auch keine Musik, die das Gegenteil erreichen würde. Spain, das ist nichts zum Runterkommen. Sondern am wirkungsvollsten, wenn man bereits runtergekommen ist und sich in einem wachen Dämmerzustand befindet. Das ist keine Gemütlichkeitsmusik. Aber anschmiegsam. Warm. Wiegend.
Am Schluss sang Haden „Jesus, I don’t wanna die alone“. Und weil man dieses „Spiritual“ gar nicht mehr hören kann, ohne dabei gleich den Johnny Cash mit im Ohr zu haben, gesellte sich der Man in Black in der Vorstellung auf der Bühne mit dazu. Thomas Mauch
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