piwik no script img

MUSIK

MusikPhilipp Rhensiushört auf den Sound der Stadt

Es ist immer wieder eine Freude, Beispiele aus der Kategorie bescheuerte Titel für Veranstaltungen oder Bands zu finden. Vor allem, wenn sie einerseits in die Irre führen und andererseits eigentlich genau das meinen, was sie ausdrücken: „Voodooism“ etwa, passt hier perfekt – eine schamlose Instrumentalisierung der spirituellen Praxis aus Westafrika, aber catchy genug, um zu beschreiben, um was es der Party am Freitag im Burg Schnabel geht: die ekstatische Wirkung von Clubmusik, die noch nicht vom Regime der Techno-Bass­drum nivelliert wurde. Es ist eine Gonzo-Reise durch die basslastigen Clubmusikstile dieser Welt zu erwarten (Schleusen­ufer 3, 20.5., 23 Uhr).

Für einen musikalischen Aperitif sei ein Besuch im Ausland empfohlen, wo das Schweizer Trio INKlings und das Duo Interference in Process für ein Impro-Happening aufeinandertreffen. Erstere, bestehend aus der Saxofonistin Sandra Weiss, Coralie Lonfat an der Elektronik und der Cellistin Céline-Giulia Voser, versprechen eine audiovisuelle Performance mit viel Poesie. Sabine Ercklentz und Tisha Mukarji von „Interference in Process“ sind mit Trompete, Elektronik und Klavier bewaffnet und spielen wunderbar statische Dronemusik (Lychener Str. 60, 20. 5., 20 Uhr).

Im Sameheads mit seinen Pop-Art-Skulpturen aus Strohhälmen findet dann am Samstag die Juju Diskothek statt. Der Jerusalemer Wahlberliner Rocky B, Ghost Future aus Frankreich oder Chaosmos aus Nigeria wechseln sich ab für eine Session aus Live-Elektronik und DJ-Sets, zwischen ätherischen Soundscapes, tribalistischen Beats und rohem Acid House (Richardstraße 10, 21. 5., 21 Uhr).

Passend zur sonntäglichen Weekend-Depression spielt das Duo Dead Combo aus Portugal im Roten Salon, das Wüstenrock mit traditionellem Fado kreuzt – Musik über unglückliche Liebe und unerfüllte Sehnsüchte, der „saudade“, der portugiesischen Variante des Weltschmerzes. Ihre Songs bestehen aus gezupften Akkorden, die den Grundton stets suchen, aber nie finden, und live spielen Bassist Tó Trips und Gitarrist Pedro V. Gonçalvez stets Rollen: Einer mimt den Bestatter, der andere einen Gangster. Kein Wunder, dass die Musik an den Soundtrack von Jim Jarmuschs hypnotischen Film „Dead Man“ erinnert, in dem ein Mann unwissentlich seinem Lebensende entgegenreist (Rosa-Luxemburg-Platz, 22. 5, 20 Uhr).

Und zum Schluss der Namensgewinner: Brutal Blues. So heißt eine der Bands, die sonntags im Acud auftreten. Grind-Core, wie er singt und lacht: hyperschnelle Hardcore-Gewitter à la Napalm Death, so laut und überdreht, dass sich nach dem Hören nichts anderes einstellen kann als: Katharsis (Veteranenstraße 21, 22. 5., 20 Uhr).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen