Berliner Szenen: Frühlingsgefühle
Unverhofft erkannt
An einem Mittwochabend lief ich die Gneisenaustraße entlang. Ich war auf dem Weg zu einer Freundin und etwas früh dran. In aller Seelenruhe schlenderte ich Richtung Marheinekeplatz. Die Vögel zwitscherten dem Frühling zu, die Knospen an den Bäumen veranstalteten wahre Platzkonzerte, sodass mir richtig warm ums Herz wurde.
Doch als ich in eine Seitenstraße einbog, bekam ich fast einen Herzinfarkt. „Tu hablas espanol, ¿verdad?“ – Du sprichst Spanisch, stimmt’s?, rief mir ein schwarzhaariger, ziemlich junger und ziemlich gut aussehender Mann entgegen und zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich. „Chinesisch, Französisch, Spanisch, was du willst!“, entgegnete ich auf Spanisch.
Der junge Mann kannte mich aus dem spanischsprachigen Programm der Deutschen Welle im Fernsehen. Na so was, dachte ich und verspürte einen Anflug von Stolz. Es passiert einem ja nicht alle Tage, dass man auf der Straße erkannt und angesprochen wird, zumal ich nur zwei-, dreimal im Jahr bei der Deutschen Welle bin. Das machte mir Lust auf eine Zigarette, und ich bot ihm auch eine an. So lernte ich Ivan aus Costa Rica kennen. Dieser russische Name verwunderte mich, und er erzählte, dass seine Mutter als junge Frau in Nicaragua gekämpft hat.
Wir standen ein halbes Stündchen rauchend auf dem Gehweg und unterhielten uns über Costa Rica, wo ich einmal mit einem Stipendium für drei Monate war, über Europa, Hochzeiten und Scheidungen, und ich erfuhr, dass er gerade von Köln nach Berlin gezogen ist. Wir tauschten Telefonnummern aus. Bald darauf rief er an, demnächst setzen wir die Unterhaltung bei einem Bierchen fort. Frühling ist jedes Mal wieder toll in dieser Stadt.Barbara Bollwahn
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