: Bohnen aus 30 Ländern
HEISS Eine kleine Rösterei in Bremen will der Leidenschaft für den Kaffee eine Bühne bieten – durch ihre Produkte und Workshops
![](https://taz.de/private/picture/5296508/516/186961.jpg)
von Jannik Sohn
Es ist eine kleine Halle in der Nähe der Waterfront in Bremen. Zwischen Kaffeesäcken aus Jute, 250-Gramm-Bohnenpackungen und Werbematerial steht eine große Maschine. An dieser röstet Cross-Coffee-Gründer Oliver Kriegsch täglich Rohbohnen. Kriegsch will aber nicht nur Kaffee verkaufen – er will auch seine Leidenschaft für das Getränk vermitteln.
Kriegsch sagt, er möchte seinen Kunden alle 30 Anbauländer von Kaffee näherbringen. Der Kaffee kommt aus Direktimporten verschiedener Projektpartner. Ohne Umwege über Zwischenhändler finden die Rohbohnen den Weg von Kollektivbetrieben in die Rösterei. Etwa der „Lampocoy Kaffee“ aus Guatemala: Der gezahlte Preis liegt 15 Prozent über dem Weltmarktpreis. Der Gewinn kommt den Bauern zugute.
Doch ein Bio- oder Fairtrade-Siegel ist auf den Verpackungen der Rösterei nicht zu finden. Teilweise verwende der Vertrieb bio-zertifizierte Rohkaffees, für manche Kollektive sei die Zertifizierung aber zu aufwändig, sagt Kriegsch. Auch ohne Siegel arbeiteten die Bauern ökologisch. Er vertraue den Projekten und seinen Netzwerken.
Das gilt auch für die Fairtrade-Zertifizierung: Die Kollektivbetriebe erhalten schon vor der Ernte eine Vorauszahlung. „Damit haben Kaffeebauern schon Mal Geld in der Hand“, sagt Kriegsch.
Neben dem Rösten geschieht einiges mehr in der Halle: Am Eingang befindet sich eine professionell ausgestattete Kaffeeküche. Ein Espressomaschine steht hier neben Kaffeemühlen, Filtern und Wasserkochern. Zu den Öffnungszeiten des Werksverkaufs finde sich hier eine „illustre Runde“ ein, erzählt Kriegsch, „die Kaffee trinkt, kauft und selber kocht“.
Teilweise brächten LiebhaberInnen ihre Kaffeespezialitäten selber mit und versuchten sich an verschiedenen Methoden des Kochens, berichtet er. So lernt der 48-Jährige verschiedene Kaffeesorten kennen. „An manchen Tagen kann es sein, dass 20 Leute durch die Tür kommen“, sagt er. Ein großer Teil es Kaffees wird jedoch online vertrieben.
Schon vor Gründung der Rösterei hatte Kriegsch beruflich mit Kaffee zu tun. Er absolvierte eine Lehre als Maschinenschlosser bei Jacobs und arbeitete nach seinem Studium für Eduscho und Tschibo als Verfahrenstechniker. Cross-Coffee ist, laut dem Gründer, „aus dem Hobby heraus entstanden“. Nachdem er für FreundInnen hobbyweise Kaffee geröstet hatte, begann er 2013 auf zwölf Quadratmetern und einer kleinen Röstmaschine mit der kommerziellen Produktion.
Die Szene in Deutschland und Bremen sei am Wachsen, „der Umgang mit Kaffee wird anders, die Leute stellen fest, da ist mehr als im Supermarktregal“, sagt der Röster. Er kritisiert den Umgang der großen Röstereien mit Kaffee. Sie hätten den Kontakt zu ihrer Kundschaft verloren. Durch ihren Preiskampf sei Kaffee zu einem Ramschprodukt im Einzelhandel geworden.
Cross-Coffee versucht, auf verschiedenen Wegen auf die Kunden einzugehen. So bietet die Rösterei Workshops an. In der „Kaffeeschule Bremen“ lernen EinsteigerInnen und Profis die Bohne genau kennen. Hier kooperiert der Betrieb mit anderen Röstereien Bremens, wie Espresso Prego oder Gollücke und Rothfos.
Laut Kriegsch nehmen verschiedenste Menschen an den Workshops teils. Neben befreundeten RösterInnen oder ProjektpartnerInnen seien auch angehende und professionelle Gastronomen dabei. Der Barista-Kurs sei etwa auch „für Leute, die Geld damit verdienen wollen“, sagt er. Bei den Kursen gibt es keine Power-Point-Präsentation, die „Tätigkeit“ stehe im Vordergrund: „Man muss experimentieren.“
Seit März wird in den Hallen von Cross Coffee außerdem der „Kaffeeclub Bremen“ veranstaltet. Hier treffen sich laut Konzept „professionelle Kaffeezubereiter und Kaffeeverrückte, die sich langfristig und grundlegend mit Kaffee beschäftigen wollen“.
Workshops: Röster, 7. Mai, 09:00 – 18:00; Barista, 28. Mai, 09:00 – 17:00; Kaffeeentdecker, 19. Mai, 10:00 – 12:30
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