Stellenabbau trotz guter Zahlen

INTERNETVERSAND Ebay will zwei Drittel seiner Stellen in Deutschland streichen. Dabei geht es dem Internetversandhandel gar nicht so schlecht. Betriebsrat will sich zur Wehr setzen

Der Verlust von Fachwissen dürfte zu Qualitätsverlusten führen

VON CORINNA ADAM

Nach zwei Verhandlungstagen mit der Konzernleitung haben am Freitag die Mitarbeitervertreter der deutschen Sektion des Internetversandkaufhauses Ebay zu einer Versammlung eingeladen. Erst dort wurde vielen Beschäftigten das Ausmaß der geplanten Kündigungen klar: „Als anhand eines Tortendiagramms dargestellt wurde, wie sehr die einzelnen Abteilungen geschrumpft werden sollen, machte sich unter den Kollegen Betroffenheit breit“, berichtet ein Mitarbeiter.

Die deutsche Konzernleitung des weltweit größten Internetversandkaufhauses Ebay will zwei Drittel der Stellen streichen. Von den 600 Beschäftigten in der Deutschlandzentrale in Dreilinden müssen über 400 gehen. Der Betriebsrat ist empört. Denn Ebay sei wirtschaftlich gut aufgestellt, der Konzern schreibe schwarze Zahlen und würde wachsen. Er kündigte an, dass er sich für den Erhalt aller Stellen einsetzen werde.

Ebay-Pressesprecher Nerses Chopurian bestätigte, dass sich das Unternehmen nicht in einer wirtschaftlichen Notsituation befinde. Bei dem Stellenabbau gehe es allein darum, Kompetenzzentren in Dublin, Zürich und Richmond aufzubauen. „Dadurch erhoffen wir uns bessere Synergien“, so Chopurian. Im Europarc Dreilinden sollen in Zukunft nur noch die deutschen Geschäfte abgewickelt werden. Allerdings schloss er nicht aus, dass neue Arbeitsplätze bei externen Dienstleistern in Deutschland entstehen könnten. Der Betriebsrat hingegen warnte, dass der damit verbundene Verlust von Fachwissen vor allem im technischen Bereich zu deutlichen Qualitätsverlusten beim deutschen Nutzer führen werde. Gerade der deutsche Markt gehöre für das Unternehmen zu den wichtigsten weltweit.

Vergangene Woche hatte der Betriebsrat der Konzernleitung ein eigenes Personalplanungskonzept vorgestellt. Die Geschäftsleitung zeigte sich jedoch nicht interessiert und verwies auf den Stellenabbau anderer Standorte: „Vancouver hatte auch nur drei Monate Zeit zur Umstellung. Das ist die Realität“, hieß es von der Konzernleitung.

Das hört sich nach einem Zeitplan an, in den der Betriebsrat offensichtlich nicht eingeweiht war. Ver.di-Berater Karl-Heinz Austermühle wies entsprechend darauf hin, dass der Betriebsrat bei Betriebsänderungen gesetzlich dazu berechtigt sei, bei der Umsetzung der Pläne mitzubestimmen. Der Arbeitgeber müsse den Betriebsrat rechtzeitig unterrichten.

Die Konzernleitung hatte die Belegschaft über den geplanten Stellenabbau Anfang Oktober unterrichtet. Der Betriebsrat ist eigenen Angaben zufolge jedoch erst zwei Stunden vorher informiert worden. Ebays Pressesprecher rechtfertigt sich: Sobald der Beschluss feststand, sei der Betriebsrat informiert worden, so Firmensprecher Chopurian.