LeserInnenbriefe

Ein ödes Gebäude

betr.: „Potsdam will DDR-Hotel abreißen: Preußens Prunk vs. DDR-Moderne“, taz vom 24. 3. 16

Ein architektonisch beliebiges Hotelhochhaus soll abgerissen werden, um einer Parkanlage Platz zu machen – warum sollte man als moderner linker Mensch bloß dagegen sein? Vieles an den Argumenten der Initiative „Potsdams Mitte neu denken“ irritiert: Wenn man für mehr offene Räume für alle Menschen ist und weniger Kommerz, sollte man sich nicht für die Belange einer Hotelkette stark machen.

Warum man ein derart ödes Gebäude schön finden soll, nur weil es zufällig in der DDR errichtet wurde, ist auch schleierhaft. Wie würde die Initiative reagieren, wenn im Jahr 2016 eine Hotelkette planen würde, mitten im Park ein Hochhaus zu errichten?

Und was bedeutet „neu denken“, wenn man einfach nur den ästhetisch fragwürdigen Ist-Zustand konservieren möchte? Zuletzt gefragt: Wenn dauernd von Preußenprotz die Rede ist – sind die alte Fachhochschule und das Hotel mercure nicht ziemlicher DDR-Protz, mit dem ein anerkannt ungerechtes und militaristisches System Eindruck machen wollte? Michael Fink, Berlin

Die „Koofmichs“

betr.: „Preußens Prunk vs. DDR-Moderne“, taz vom 24. 3. 16

Dass sich die „Koofmichs“ darüber freuen, wenn aus Potsdam eine Spekulantenstadt mit Preußenerlebnispark entsteht, das ist nachvollziehbar. Kaufleute besitzen eine eingeschränkte intellektuelle Kapazität. Diese wird durch Skrupellosigkeit ersetzt.

Jedoch die Vergötzung eines Adelsgeschlechtes und der dazu gehörenden Feudalbauten lässt den Schluss zu, dass Deutschland einmal wieder einen schönen Krieg braucht, damit die Zivilbevölkerung das auskosten kann, was die Flüchtlinge derzeit erleben oder erlebt haben. Die Hohenzollern stehen für Krieg und Unterdrückung. Friedrich der II., den manche den „Großen“ nennen, hat mit seinem „Kerls, wollt ihr ewig leben“ und der Flucht vom Schlachtfeld, als es brenzlig wurde, doch nur zu deutlich gezeigt, was dieses Adelsgeschlecht für ein Menschenbild besitzt.

Die DDR hat ein Recht darauf, dass ihre architektonische Hinterlassenschaft ebenfalls erhalten bleibt. Genau dieser Bruch kennzeichnet den Versuch sich aus dem Würgegriff des Untertanenstaates zu befreien.Achterhoeker, taz.de

Nicht die Moabiter

betr.: „An der Bushaltestelle“, taz vom 31. 3. 16

Liebe Hannah Weiner, vielen Dank für Ihren Artikel. Nur – der Mierendorffplatz ist nicht in Moabit, sondern in Nordcharlottenburg. Die sogenannten Moabiter waren also eher Charlottenburger. Ihr Artikel hat mir trotzdem gefallen. Mit freundlichen Grüßen, Kerstin Körber-Akok,Berlin-Moabit

Kleinkariertes Nörgeln

betr.: „Lageso wieder auf sich allein gestellt“, taz vom 21. 3. 16

Was soll eigentlich diese kleinkarierte Nörgelei am Versorgungsfall des ehemaligen Justizstaatssekretärs von der SPD, Lutz Diwell? Ein Genosse in Not, da müssen wir doch alle helfen! Und die rührende Fürsorge und tätige Nächstenliebe der bibeltreuen SPD muss jedem aufrechten Christen die Tränen in die Augen treiben. Diwell kann doch nie und nimmer von seiner mickrigen Pension und sonstigen Einkünften leben. Als Spitzenfunktionär hat der doch Anspruch auf einen gewissen Lebensstandard. Also endlich Schluss mit Neid und Missgunst, ihr Kleingeister! Und an alle Mindestlohnempfänger: Maul halten und Steuern zahlen, damit Genosse Diwell bald einen rundum schönen Ruhestand genießen kann, vielleicht als netter Nachbar von Genosse Otto Schily in der Toskana. Basta!

MARTIN MAHADEVAN, Berlin

Kapital hat einen Namen

betr.: „Kitas als Gentrifizierungsopfer: Kleine Verlierer im Mietpreispoker“, taz vom 3. 4. 16

Gerne würden wir den Artikel ergänzen.

Die große Gewinnerin, auch wenn sie nur eine unter vielen und nur ein Teil des kapitalistischen Systems ist, hat einen Namen. Dies finden wir wichtig zu erwähnen, gerade wenn es darum geht, über die Öffentlichkeit Druck aufzubauen.

Die Berlin Aspire Real Estate, die mit ihrer Tochterfirma Meron Residential im Frühjahr 2015 die Donaustraße 10 erworben hat, wirbt auf ihrer Website damit, schon 21 Häuser in Berlin erworben zu haben. Über ihre Entmietungsstrategien und die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum ist im Netz viel zu lesen. Aus unserer Sicht reicht es nicht aus, nach neuen Räumen für Kitas zu suchen, sondern wir fordern eine politische Lösung, die Wohn- und Nutzräume für alle im Innenstadtbereich ermöglicht und weiteren Verdrängungen zuvorkommt.

Einige Bewohner_innen der Donaustraße 10

Wohlbetuchte

betr.: „Kitas als Gentrifizierungsopfer: Kleine Verlierer im Mietpreispoker“, taz vom 3. 4. 16

Die gehobene Mittelschicht möchte in diesen Bezirken mit einem hohen Anteil an Migranten ihre Sprösslinge in wohlbehüteten Kinderläden aufwachsen sehen. Die öffentlichen Kitas sind ihnen nicht „gut“ genug, zu viele Migrantenkinder. Multikulti ist für diese Klientel eine feine Angelegenheit solange es nicht die eigene Lebenswelt zu sehr tangiert. Das Prekariat hat vermutlich nicht die zeitlichen und monetären Ressourcen, seine Kinder in diesen Kinderläden betreuen zu lassen.

Fazit: Mann/Frau bleibt unter sich. Ich vermute, das ein Großteil dieser Elternschaft aufgrund ihres Einkommens mit dafür gesorgt hat, dass die sogenannten Altmieter und sozial Schwachen längst den Kiez verlassen haben und „wohlbetuchte“ in die sanierten Wohnungen eingezogen sind.

„Für einen solchen „Milieuschutz“ hatte sich zuletzt auch die Linke eingesetzt.“ Dieses Milieu ist wirklich schützenswert.

Jens Müller , taz.de

Kiezige Kinderläden

betr.: „Kitas als Gentrifizierungsopfer: Kleine Verlierer im Mietpreispoker“, taz vom 3. 4. 16

Vorurteile wollen gepflegt werden, auch solche über die „gehobene Mittelschicht“ in der Gegend. Die ist da nicht wirklich unterwegs, wenn doch, dann vielleicht an so absurden Orten wie dem Carloft in der Reichenberger Straße. Und die gehobenen Leute schicken ihre Kinder auf ganz andere Einrichtungen als in diese eher kiezigen Kinderläden.

Für Eltern ist es in den Bezirken wie Kreuzberg, Friedrichshain oder Neukölln sehr schwierig, überhaupt einen Kitaplatz zu bekommen. Sie freuen sich, irgendeinen Platz bekommen zu haben.

Die Kinderläden sind ganz normale Einrichtungen, für die du einen Kitagutschein bekommst, und ohne die die Bezirke niemals auf die nötige Zahl von Kitaplätzen kommen würden. Beziehungsweise durch die Kinderläden ist die Zahl der fehlenden Plätze nicht ganz so hoch. Marc Brandenburg, taz.de