: Berliner sollen aufkleinerem Fuß wohnen
SENAT Bis zum Jahr 2026 soll sich die Zahl der landeseigenen Wohnungen auf 400.000 erhöhen
Innerhalb der nächsten zehn Jahre will der Senat angesichts ungebrochenen Zuzugs die Zahl der landeseigenen Wohnungen von derzeit 300.000 auf 400.000 erhöhen, um für mehr preiswerten Wohnraum sorgen zu können. Zum großen Teil durch Neubau: Jede dritte der neu zu bauenden Wohnungen soll für Sozialmieter reserviert sein, mit einem Quadratmeterpreis von 6,50 Euro. Das ist aus Sicht von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) ein für alle bezahlbarer Betrag.
Dieses bis Ende der übernächsten Wahlperiode reichende Ziel will der rot-schwarze Senat mit den sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften erreichen: der degewo, der Gesobau, der Gewogbag, der Howoge, Stadt und Land sowie der Wohnungsbaugesellschaft Mitte. Hinzu kommt die vormalige Bad Bank des Landes, die Berlinovo, die nach einer Neuausrichtung quasi das siebte Wohnungsunternehmen des Landes ist. Regierungschef Michael Müller und die Unternehmenschefs unterzeichneten dazu am Dienstag nach der Senatssitzung eine entsprechende Vereinbarung.
Neubaupfad beschreiten
„Roadmap“ nannte Senator Geisel dieses Papier, das mit Investitionen von rund 11 Milliarden Euro verbunden sein soll. Die Unternehmen seien „so gut aufgestellt, dass sie in der Lage sind, den Neubaupfad zu beschreiten“, äußerte er sich vor Journalisten. Die Unternehmen sollen dazu ihre Überschüsse komplett behalten können, statt sie in den Landeshaushalt abzugeben.
Der Neubau von rund 53.000 Wohnungen soll helfen, Wohnen in allen Lagen der Stadt für jede Einkommensgruppe möglich zu machen. In einer Pressemitteilung Geisels werden sogar alle 400.000 landeseigenen Wohnungen als bezahlbar eingestuft. Die Durchschnittsmiete der vorhandenen rund 300.000 landeseigenen Wohnungen liege bei 5,84 Euro, sagte Geisel, und damit noch unter dem angestrebten niedrigsten Quadratmeterpreis von 6,50 Euro.
Geisel mühte sich, den Blick von diesem Betrag auf die komplette Miete zu lenken. Denn allein diese 6,50 Euro unter jetzigen Bedingungen ließen sich mit Blick darauf, dass ein Großteil der Berliner Anspruch auf eine Sozialwohnung habe, „mit Bezahlbarkeit tatsächlich nur schwer vereinbaren“, sagte er. Bezahlbar soll es deshalb sein, weil die Wohnung der Zukunft kleiner ausfallen, aber dank besseren Zuschnitts nicht weniger Möglichkeiten bieten soll als derzeitige. „Das heißt nicht, dass wir Winzappartments bauen“, versicherte Geisel.
Dem Trend zu höheren Baukosten will er mit standardisierten Bauteilen begegnen, das spart Planungs- und Herstellungskosten – und soll nicht langweilig wirken. „Das führt nicht zu monotonem Städtebau“, lautete ein weiteres Versprechen. Eine Wohnung für eine vierköpfige Familie etwa soll um die 80 Quadratmeter groß sein – bislang galten 100 und mehr als üblich.
Beim Grünen-Abgeordneten und Bauexperten Andreas Otto stößt das auf Zustimmung: „Die Berliner wohnen auf großem Fuß“, sagte er der taz, „bei den neuen Wohnungen muss man kleiner bauen.“ Das Ziel, binnen zehn Jahren auf 400.000 Wohnungen zu kommen, hält er ebenfalls für realistisch – „wenn man nicht weiter Milliarden im BER versenkt“, so Otto in Anspielung auf Vermutungen, der BER könnte auch 2017 nicht eröffnen. Otto regte zudem an, Mieter mit Umzugsprämie zum Wechsel in kleinere Wohnungen zu motivieren, wenn etwa Kinder ausgezogen sind: Bei den mehreren 100.000 landeseigenen Wohnungen gebe es ein riesiges Potenzial. Stefan Alberti
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