Greenpeace geht vor Anker

Zum Geburtstag präsentiert die Umweltorganisation die „Beluga II“. Bis Sonntag ist der Motorsegler am Schiffbauerdamm zu sehen – inklusive einer Ausstellung über 25 Jahre Greenpeace. Normalerweise soll das Schiff nach Flussvergiftern fahnden

von Friederike Meyer

Greenpeace ist in der Stadt. Ohne Protestplakate und medienwirksame Aktionen, dafür hat die Umweltschutzorganisation ihr neues Schiff, die „Beluga II“, mitgebracht. Ganz brav sind die Ökoaktivisten mit dem neuen Motorsegler Elbe und Havel entlanggetuckert. Vier Tage lang. Seit Mittwoch liegt „Beluga II“ am Schiffbauerdamm in Sichtweite zum Bahnhof Friedrichstraße. Dort hatte Greenpeace am Abend seinen 25. Geburtstag gefeiert.

Ab heute dürfen auch alle Besucher kostenlos aufs Schiff. Im Maschinenraum wird die Ausstellung „Taten statt Warten“ von den 25-jährigen Greenpeace-Geschichte erzählen. Vor Ort wollen die Aktivisten den Berlinern Rede und Antwort stehen. „Greenpeace ist da. Zum Anfassen und Kennenlernen“, sagt Aktivist Michael Meyer-Krotz.

„Beluga II“ steht auf dem Bug, darunter ist ein Regenbogen aufgemalt. Die zwei Segelmasten ragen mehr als zwanzig Meter in die Höhe. Es ist das erste Mal, dass Greenpeace mit einem Schiff in Berlin ist. Vielleicht nicht ohne Grund, denn die Wasserstraßen der Stadt haben ihre Tücken. An der Brücke in Alt-Moabit sei es besonders eng gewesen. „Arschknapp sind wir da durch gekommen“, erzählt Meyer-Krotz. Man könne sich das zwar vorher ausrechnen, aber letztlich hänge es immer auch vom Wasserstand ab, ob es klappt. Der Anlass, in die Hauptstadt zu kommen, sei der Empfang gewesen. „Aber jetzt, wo wir einmal hier sind, können wir ja auch die Ausstellung zeigen und das neue Schiff den Leuten vorstellen“, sagt Meyer-Krotz. Es sei ein schönes Schiff, ein Eyecatcher, erklärt er stolz.

Die „Beluga II“ hat Greenpeace in einer Werft in Wolgast bauen lassen. Der Schiffstyp Klipper wurde vor 200 Jahren in den Niederlanden als Segelschiff entwickelt. Die „Beluga II“ allerdings ist als kombiniertes Fluss- und Küstenschiff konzipiert und durch ihren geringen Tiefgang von 1,40 Metern und den platten Boden auch für das Wattenmeer geeignet. Sie kann also bei Ebbe ohne Schaden trockenfallen. Anders als die alte „Beluga“, die im letzten Jahr stillgelegt wurde und heute in Hamburg als Schlafstätte für Ehrenamtliche dient, ist die „Beluga II“ ein Multifunktionsschiff.

Während das umgebaute Feuerlöschboot „Beluga“ seit Sommer 1984 für Greenpeace auf europäischen Flüssen unterwegs war, um nach Giftstoffen und Mülleinleitern zu fahnden, kann auf seinem Nachfolger zum Beispiel auch gefeiert werden. „In den Laderaum passen zwei Standardcontainer. So können wir zum Beispiel einen Laborcontainer an Bord nehmen, ihn aber auch zu Hause lassen, wenn wir etwas anderes vorhaben“, erklärt Meyer-Krotz. Obwohl das Schiff einen Dieselmotor hat, sei es nach strengen ökologischen Vorgaben gebaut und sei mit dem „Blauen Engel für umweltschonende Schifffahrt“ ausgezeichnet worden.

Meyer-Krotz deutet auf das Foto einer alten Dame, das an der Wand im Schiffsbüro hängt. Ilse Vormann sei das, eine Düsseldorfer Dame, die vor vier Jahren gestorben ist. Mit ihrem üppigen Vermögen habe sie zum Teil Greenpeace beerbt. Einzige Bedingung war, dass das Geld projektgebunden eingesetzt wird. So hatte Greenpeace dem Testamentsvollstrecker vorgeschlagen, ein neues Schiff zu bauen.

Angenehm überrascht ist Meyer-Krotz von der Reaktion der Behörden. „Beim Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin haben wir offene Türen eingerannt. Eine kostenlose Genehmigung für den Liegeplatz zu bekommen war überhaupt kein Problem.“ Am Montag morgen geht’s wieder zurück nach Hamburg.

Die „Beluga II“ wartet von heute bis Sonntag jeweils zwischen 11 und 19 Uhr am Schiffbauerdamm auf Publikum. Greenpeace ist heute von 11 bis 18 Uhr zudem mit einem Abenteuertruck auf dem Schlossplatz präsent und lädt dort Kinder zum Beispiel zur Stadtrallye ein