Von der Schanze abwärts

Bundesliga Nach dem 3:0-Sieg der Ingolstädter wird die Luft für Königsblau und seinen Chefcoach Breitenreiter immer dünner. Die Schanzer hingegen dürfen sich allmählich auf die nächste Bundesligasaison freuen

Da hilft auch kein Beistand von oben: Schalke erneut blamiert, die Schanzer jubeln Foto: dpa

Aus Ingolstadt Christian Schreider

Saisonziel Klassenerhalt fast erreicht, Saisonziel Champions League stark gefährdet: Das gerechte 3:0 (2:0) am Samstag zwischen dem kompakt stehenden FC Ingolstadt 04 und dem wankelmütigen FC Schalke 04 lieferte eindrückliche Fingerzeige über die mittelfristigen Per­spektiven beider Teams. „Uns hat zum wiederholten Mal die Siegermentalität gefehlt“, konstatierte Gästecoach André Breitenreiter denn auch nach der „völlig verdienten Niederlage“.

Dabei sahen die 15.200 Zuschauer eigentlich zwei Spiele: eines, das bis zur 29. Minute dauerte, und eines danach. „Wir sind gut ins Spiel gekommen, hatten eine gute Spielanlage und haben das Ingolstädter Pressing gut überbrückt“, so Breitenreiters Blick zurück. Insbesondere Leroy Sané sorgte für flotte Offensivaktionen. Etwa als er ins linke Mittelfeld rochierend Fahrt aufnahm und auf seine Flanke hin sich Eric Maxim Choupo-Moting am zweiten Pfosten freilief – Marvin Matip aber hatte aufgepasst (19.).

Oder bei der größten Chance aus Halbzeit eins: Sané verschaffte sich vor dem Strafraum durch seinen Turbo Platz und passte flach in die Mitte, von wo aus Franco di Santo freistehend am Tor vorbeischoss (23.). „Es kann auch anders laufen, Schalke geht ins Risiko, da brauchst du auch mal Glück“, bekannte FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem Spiel.

Er könnte damit auch den, so Breitenreiter, „Knackpunkt der Partie“ nach gut einer halben Stunde gemeint haben: Der Schanzer Darío Lezcano drang fast an der Torauslinie in den Strafraum ein – und stolpert im Laufduell mit dem bis dahin durchaus starken Junior Caicara. Schiedsrichter Daniel Siebert entschied auf Strafstoß, den Moritz Hartmann in die Tormitte wuchtete (29.). „Ich bin mir nicht sicher, ob es einer war“, gab sich Breitenreiter moderat ironisch, „aber man muss ihn schon deshalb geben, weil Lescano unbedingt in den Strafraum und unbedingt den Elfmeter wollte“.

Im Gegensatz zu unseren Jungs, war da nicht nur zwischen den Zeilen zu lesen: „Wir haben danach alles vermissen lassen, was uns Ingolstadt vorgelebt hat: Biss, Herz, Leidenschaft. Es ist ein wiederholter Rückschlag.“ Warum, dass sei „schwer zu sagen – wir haben ja schon oft darüber gesprochen“. Jedenfalls müsse sich „jeder fragen, ob er in jedem Spiel an die Grenzen geht“.

Eher nicht, fand Keeper Ralf Fährmann: „Nicht alle haben 100 Prozent gegeben. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht durchgereicht werden.“ Zumindest um den Abstiegskampf braucht sich Schalke wie vermutlich auch der Gastgeber nicht mehr zu kümmern.

Der Torwart musste – nach kurzem Aufflackern durch weitere Aktionen des besten Schalkers Sané nach der Pause – noch zweimal hinter sich greifen. Wegen Nachlässigkeiten seiner Vorderleute (wie so oft: Roman Neustädter, Dennis Aogo). Wegen „unserer aufopferungsvollen Arbeit gegen den Ball“, so Hasenhüttl. Und weil „wir sie nie in Ruhe gelassen habe, auch nach einer Stunde nicht“, wie Pascal Groß, der Mannheimer in den Reihen des FCI, das „Wahnsinnsspiel mit Wahnsinnsergebnis“ zusammenfasste: „So hoch gewinnen wir eigentlich nie.“ Tatsächlich war das 3:0 ein Rekordsieg für die Schanzer.