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Großmutter verstreut im Park

TOTEN-ASCHE

Was schief gehen kann, wenn die Asche eines Toten verstreut wird, haben die Cohen-Brüder in ihrem Film „Big Lebowksi“ in einer Szene vorgemacht: Das, was von Donny da in einer Kaffeedose übrig war, wehte seinen beiden Freunden beim Versuch der Bestattung am Strand mit einer kräftigen Böe in Gesicht, Mund und Haare.

Zwar darf in Bremen als erstem und einzigem Bundesland seit Anfang 2015 die Asche Verstorbener auch außerhalb von Friedhöfen auf privaten Flächen verstreut werden, aber hier gibt es klare Regeln: Bei starkem Wind etwa ist es verboten, ein Totenfürsorger muss benannt worden sein, außerdem soll alles unkommerziell ablaufen. Dann aber kann es mit dem Verstreuen losgehen, nachdem es zu Ende gegangen ist.

50 Mal kam das 2015 in Bremen vor. Meist auf privaten Flächen, obwohl auch der städtische Umweltbetrieb Aschestreuwiesen auf zwei kommunalen Friedhöfen anbietet. Künftig wird das nun auch im „Park links der Weser“ möglich sein: Dessen Trägerverein hat beschlossen, seinen Mitgliedern das Ausstreuen von Totenasche in einem Teil des Parks zu erlauben – in dieser Form ein Novum.

Seit 1976 kümmert sich der Verein um die Pflege der Grünanlage im Bremer Süden. Größtenteils gehören die 240 Hektar der Stadt, das Areal von 5.000 Quadratmetern, um das es geht, ist allerdings im Besitz des Vereins. In der Stadt indes sind weitere Flächen in der Diskussion, etwa im zentral gelegenen Bürgerpark oder, für Fußballfans, am geliebten Weserstadion.

Kritik an dieser Lockerung des Friedhofszwangs gibt es auch nach über einem Jahr noch zu Hauf: Von Ökologen, die fürchten, die Asche könnte Giftstoffe freisetzten, über den Bestatterverband, der meint, letzte Ruhestätten sollten für alle Trauernden zugänglich sein. Und selbstverständlich von den Kirchen, die standesgemäß ethische Bedenken haben. JPB

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