: Zweikampf noch mit Ärmelschonern
Beckstein und Huber wollen beide neuer bayerischer Ministerpräsident werden – und ringen um Höflichkeit
MÜNCHEN taz ■ Dein Freund ist auch mein Freund. In der bayerischen CSU ist diese Verhaltensmaxime in diesen Tagen außer Kraft gesetzt. Der dortige Innenminister Günther Beckstein sowie Staatskanzleichef Erwin Huber kämpfen inzwischen mit harten Bandagen um die Nachfolge von Nochministerpräsident Edmund Stoiber. Der hat die beiden Streithähne so gern, dass er den Streit nicht schlichten mag: „Beide sind Freunde.“
Sofern die Berliner Koalitionsverhandlungen am 12. November erfolgreich abgeschlossen werden, sollen am 14. und 15. November ein CSU-Parteitag und die CSU-Landtagsfraktion in München über die Nachfolgefrage entscheiden, das ergab eine von Stoiber diktierte Fraktionssitzung am Mittwoch.
Also greifen Huber und Beckstein inzwischen abwechselnd zu schwerem Geschütz, um das derzeitige Stimmungsbild in der entscheidenden CSU-Landtagsfraktion zu drehen (Huber, 52 Freunde) oder beizubehalten (Beckstein, 60 Freunde).
In die Defensive gedrängt, holte gestern der Innenpolitiker Beckstein aus. Er kündigte an, im Falle seines Scheiterns nach Berlin zu gehen. „Wahrscheinlich“ werde er sein Bundestagsmandat annehmen, falls Konkurrent Huber den Ministerpräsidentenstuhl bekommt, sagte Beckstein der dpa. „Ich habe die Richtlinienkompetenz von Edmund Stoiber immer anerkannt, aber ich kann mir nicht vorstellen, mich der Richtlinienkompetenz von Erwin Huber zu beugen. Ich würde für ein Kabinett Huber nicht zur Verfügung stehen.“ Das sei nicht als Drohung zu verstehen, sondern nur eine Klärung der Ausgangslage, betonte Beckstein.
Huber, der vor zwei Wochen unerwartet vorgeprescht war, gab sich in einem Zeitungsinterview versöhnlich: Er sei froh darüber, dass in der Fraktion einvernehmlich eine Entscheidung über den Fahrplan zur Wahl eines neuen bayrischen Ministerpräsidenten getroffen wurde. Natürlich werde auch er um die Stimmen der Landtagsabgeordneten kämpfen, „aber kein negatives Wort über Günther Beckstein sagen“, versprach Huber.
Doch ganz so einvernehmlich scheint die Fahrplanbesprechung nicht gelaufen zu sein. Mehrere CSU-Politiker berichteten gestern, dass Beckstein „fix und fertig“ gewesen sei nach der Mittwochssitzung, weil Erwin Huber zunehmend an Popularität gewinnt. MAX HÄGLER