heute in Bremen: „Queen des Dorfes“
Jubiläum Der Bremer Verein Kinderhaus Kumasi feiert heute sein fünfjähriges Bestehen
27, ist Erste Vorsitzende des Bremer Vereins Kinderhaus Kumasi und arbeitet als Büroleiterin der CDU-Bundestagsabgeordneten Kordula Kovac.
taz: Frau Borkenhagen, seit fünf Jahren betreibt ihr Bremer Verein ein Kinderhaus in Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Was war die größte Herausforderung in dieser Zeit?
Anna Borkenhagen: Die Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort war anfangs sehr schwer. Waisenkinder sind ein Thema, dass der ghanaische Staat gerne vernachlässigt, da er befürchtet, in die Ecke „Dritte-Welt-Land“ gestellt zu werden. Zudem reagiert der Staat sehr sensibel darauf, wenn Externe sich einmischen. Sobald sie verstanden hatten, dass wir – anders als andere Hilfsorganisationen – nach einheimischen Regeln spielen, wurde die Zusammenarbeit besser.
Sind Sie bei den Verhandlungen mit Behörden auf Korruption gestoßen?
Ja, aber wir haben uns nicht darauf eingelassen, unnötige Summen zu bezahlen. Wir konnten mit dem Argument überzeugen, dass wir freiwillig arbeiten und den deutschen Spendern garantieren, dass ihre Spenden zu hundert Prozent bei den Kindern ankommen. Seitdem ich zur „Queen des Dorfes“ ernannt wurde, habe ich eine Stellung, dank der Gespräche auf einer anderen Ebene möglich sind. Korruption ist kein Thema mehr.
Wie wird entschieden, welche Kinder im Kinderhaus wohnen?
Die Kinder werden vom Sozialamt oder von der Polizei, zuständig für Menschenhandel, an uns vor Ort vermittelt. Sobald ein Kind zu uns kommt, werden Nachforschungen über die Herkunft des Kindes angestellt.
Wie lange kann das dauern?
Das kann beispielsweise einen Monat oder im schlimmsten Fall, bis zu zwei Jahre dauern. Auf der Grundlage der Nachforschung wird dann vor Gericht entschieden, ob das Kind zu entfernten Verwandten kommt oder der Staat das Sorgerecht hat. Wenn es beim Staat liegt, bleibt das Kind bei uns. Es sind Kinder, die verkauft wurden, arbeiten oder sich prostituieren mussten.
13 Leuten kümmern sich ehrenamtlich um das Projekt und studieren oder arbeiten nebenbei. Wie funktioniert das?
Ich bezeichne die Arbeit im Verein als meinen Zweitjob. Man muss sehr diszipliniert sein, aber wenn die Motivation da ist, dann schafft man das auch. Dank moderner Kommunikationsmittel ist es einfacher geworden, alles zu koordinieren.
Wie oft sind Sie vor Ort?
Mindestens einmal im Jahr fliege ich nach Ghana. Inzwischen sind die Strukturen so gewachsen, dass wir dort nicht mehr gebraucht werden. Es ist ein ghanaisches Projekt, dass durch deutsche Hilfe angestoßen wurde.
Interview: Leandra Hanke
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