Elke Falat, Kuratorin
: Im Aufbruch

■ Die Kulturwissenschaftlerin hat seit 2005 den Kunstverein geleitet, nun kuratiert sie in Berlin Foto: Privat

Doch, Abschluss-Offensive wäre ein passendes Wort: Normalerweise stellt der Hildesheimer Kunstverein in einem mittelalterlichen Trutz-Türmchen aus, dessen Feldsteinmauern nur durch Schießscharten Tageslicht einlassen. Gezeigt hat Elke Falat dort Kunst, die „aktuelle Diskurse aufgreift“, wie sie sagt. Die ihre Sujets in Recherchen findet, naturwissenschaftlichen oder gesellschaftlichen, „das ist immer da, ohne dass es eigens benannt werden müsste“.

Das gilt auch für die 14. und letzte Ausstellung ihrer dreijährigen Amtszeit als Leiterin. Aber für die hat sie den Stadtraum geentert: Sie hat ein leeres Ladenlokal, das sich über zwei Etagen erstreckt, komplett renoviert. Im Parterre: eine riesige Schaufensterfront. Das ist in Hildesheim … Sagen wir so: Kunst, die sich nicht versteckt, ist man da gewohnt, es gibt ja den Dom und die Fachwerkhäuser und so. Aber Gegenwartskunst, die sich nicht nur an die happy few wendet, die 100 Vereinsmitglieder und die Studierenden der Kulturwissenschaft – hoppla, das wirkt doch noch überraschend.

Und fremd: Gezeigt wird Shared.Divided.United, eine Schau, die sich, auch mit Blick auf 20 Jahre Mauerfall – Korea widmet: Norden und Süden, dokumentarisch und künstlerisch, Arbeitsmigration und kryptokolonialistische Aufbauhilfe der 1950er. Und gerade bildnerisch etwas für Entdecker. Zu notieren ist vor allem der Name des Malers Sunmu, ein auf dramatische Weise über China in den Süden geflohener Nordkoreaner, der die Codes von Manga, Propaganda und traditioneller Landschaftsmalerei mit atemberaubender Leichtigkeit kombiniert.

Kuratiert hatte die Ausstellung das Kollektiv korientation für Berlin, – wo sie im Wiedervereinigungsjubeltrubel keinerlei öffentliche Anteilnahme auf sich gezogen hat. Das wird in Hildesheim anders sein – weil Falat ihr ein Schaufenster besorgt hat. Und weil Aufmerksamkeit in der Provinz eben ganz anders funktioniert. Was die Schau auch zum Ausblick für Falat selbst macht: Das Berliner Haifischbecken lockt, Pech für Norddeutschland. Und in allergrößter Not verfügt Falat in Treptow über einen Schrebergarten als Rückzugsmöglichkeit. BES