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Angriff auf deutsch geführte EU-Mission abgewehrt

Mali "Al-Qaida im Islamischen Maghreb" bekennt sich zu einem erneuten Anschlag in Westafrika

In der EU-Mission sind rund 200 deutsche Soldaten

COTONOU taz | Erneut ist es Terroristen in Malis Hauptstadt Bamako gelungen, ein Hotel anzugreifen. Ziel war am Montagabend das Hotel Nord-Sud, in dem das Hauptquartier der EU-Militärausbildungsmission EUTM untergebracht ist. Mittlerweile hat sich das Terrornetzwerk Al-Qaida im islamischen Maghreb (AQMI) zu dem Anschlag bekannt. Es ist ihr vierter in Westafrika innerhalb von vier Monaten. Erst vor gut einer Woche hatten AQMI-Kämpfer in Grand Bassam in der Elfenbeinküste 19 Menschen in einem Strandhotel getötet.

In Bamako kamen die Bewaffneten in den frühen Abendstunden und versuchten, in das Luxushotel, das zur Kette Azalaï Hotels gehört, einzudringen. Kurz zuvor soll im Geschäftsviertel ACI 2000, wo die besten Unterkünfte der Stadt zu finden sind, plötzlich Lärm zu hören gewesen sein, berichten lokale Medien. Doch den Bewaffneten gelang es nicht, das Hotelgebäude zu stürmen. Ein Terrorist wurde getötet und zwei weitere verhaftet. Ein EUTM-Sprecher nannte die Zusammenarbeit mit den malischen Sicherheitskräften „schnell und effektiv“.

In ACI 2000 wurde bereits vor vier Monaten das Hotel Radisson Blu unter Beschuss genommen. Damals starben 20 Menschen, was den Auftakt einer Terrorserie in Westafrika markierte. Statt Geschäftsleute, Urlauber und Westafrikaner aus der Mittel- und Oberschicht sind nun europäische Soldaten ins Visier geraten. In der Vergangenheit waren schon mehrfach Blauhelm-Soldaten in Mali ums Leben gekommen. Sie gehören der UN-Mission Minusma an, die den Auftrag hat, das kriegsgebeutelte Mali zu stabilisieren, und vor allem im Norden im Einsatz ist. Ende Januar hatte der Bundestag zugestimmt, dass sich die Bundeswehr künftig mit bis zu 650 deutschen Soldaten an Minusma beteiligt.

Die EU-Trainingsmission EUTM greift seit 2013 der maroden malische Armee mit Ausbildung unter die Arme. Sie wird von einem deutschen Offizier geführt. Von den rund 450 Soldaten sind rund 200 Deutsche. Im Jahr 2012, als die Armee in Mali von aufständischen Tuareg sowie verschiedenen kleineren islamistischen Terrorgruppen – häufig waren sie Teil von AQMI oder Splittergruppen – immer weiter gen Süden gedrängt wurde, schätzten Beobachter, dass die Streitkräfte nicht einmal mehr über 10.000 Mitglieder verfügten. Über Ausbildung und Ausstattung sprach man lieber erst gar nicht. Nach und nach wurden seither Tausende Soldaten geschult.

Derzeit läuft der achte Durchgang, der ein zwölfwöchiges Training umfasst. Die Bundeswehr ist für Pionier- und Logistikausbildung zuständig und unterstützt außerdem die Sanitätsausbildung. Das Mandat geht noch bis zum 31. Mai.

Katrin Gänsler

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