: kurzkritik Williams Witwen Revue verspielt
Uraufführung im Theater am Leibnizplatz: Die Bremer Shakespeare Company vertonte und verspielte Shakespeare-Sonette „Williams Witwen Revue“. Drei Schauspieler als Totengräber, die nicht gut musizieren können. Drei Schauspielerinnen als Witwen, die nicht gut singen können. 15 Shakespeare- Sonette, die sich nicht gegen die Vertonung wehren können: mit Vorsatz geschändet und gemeuchelt. Eine ironische und nicht nur illustrative Form des Musiktheaters sollte „Williams Witwen Revue“ wohl sein. Nur: Dazu müsste souverän beherrscht werden, worüber man sich lustig machen möchte. Jede Bierzeltcombo rockt besser durch die Musikstile als diese Uraufführung. Jede Theater AG macht mehr aus dem narrativen Sonett-Zusammenhang. Der eigentliche Reiz des Sonetts liegt darin, den vulkanischen Lavafluss des Gefühls zu kanalisieren in 14 streng komponierte und rhythmisierte Zeilen. Im berühmten 66. Sonett häuft Shakespeare Gründe auf, warum es besser wäre, nicht mehr am Leben zu sein. Aus „Tyr‘d with all these for restfull death I cry“ wird im Theater am Leibnizplatz „Ich kann nicht so viel essen, wie ich kotzen muss“. So verhöhnt die Shakespeare Company ihren großen Theatergott. jens fischer