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Die Auflagenlüge, 2. Teil

ZahlenEndlich gibt mal ein Zeitungshaus unumwunden Auflagenmanipulationen zu

Von Andreas Bull

Am 2. März 2016 stand der „Lesestoff für kluge Köpfe“ schwarz auf weiß auf Seite 22 der FAZ: „...im Unterschied zu anderen Verlagen hat sich die Frankfurter Allgemeine entschieden, die in der Verlagsbranche übliche Politik der geschönten Auflagen zu beenden, weil das Verschenken von Zeitungen in Hotels oder Flugzeugen hohe Kosten verursacht, die erhöhte Auflage aber kaum zusätzliche Anzeigen generiert.“ Keine Einsicht also, sondern merkantiles Krisenmanagement.

Kluge Köpfe ahnen: Nicht das Vorgaukeln von schönen Zahlen wurde hier adressiert, sondern dass Trügen nicht mehr lohnt. Also wird es wohl an anderer Stelle weitergehen. Da, wo es weniger auffällt, geschickter zu verbergen ist, vielleicht auch, weil es noch neu ist und die Kontrollinstrumente noch nicht so ausgereift und eingespielt sind, vielleicht auch, weil vonseiten der Kontrolleure nicht so genau hingeschaut werden soll, um die Krise des Werbeträgermarktes Tageszeitung nicht so tief erscheinen zu lassen – aber vor allem wohl, weil es nix kostet: Geschönt wird jetzt beim ePaper, was das Zeug hält. Mit dem Nebeneffekt, dass man meint, sich damit als irre modern darstellen zu können.

Wie das läuft? Die ePaper-Auflagen werden großzügig verschenkt (es entstehen schließlich nicht die beklagten hohen Kosten für Druck, Papier und Zustellung), vermengt mit bestehenden gedruckten Produkten (Kunden werden dabei doppelt gezählt), und in komplexeren Verlagen können diese virtuellen Auflagen untereinander im Austausch hin- und hergerechnet werden (ohne dafür aufwendig gedruckt werden zu müssen). Kurz: Es wird geschwindelt, dass einem die Sinne schwinden.

Dabei ist das ePaper eigentlich wirklich eine prima Brückentechnologie. Ideal geeignet zumindest für jene, für die Zeitung lesen noch selbstverständliches Kulturgut ist. Tatsächlich kann die Zeitung mit identischem Inhalt und Layout als ePaper erheblich günstiger angeboten werden als auf Papier gedruckt.

Zeitung ohne Papier aber trotzdem genauso gut

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Andreas Bull, 61, ist Geschäftsführer der taz

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