LeserInnenbriefe
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Verfehlte Geschäftspolitik

betr.: „Konzerne mit begrenzter Haftung“, taz vom 24. 2. 16

Gewinne werden privatisiert und Verluste der Gesellschaft aufgebürdet. Dieses Prinzip unseres Wirtschaftssystems soll bei der Entsorgung des Atommülls einmal mehr zum Tragen kommen. Die Vorschläge der Kommission im Wirtschaftsministerium führen zu einer milliardenschweren Subvention der Stromversorger. Das Verursacherprinzip – von den Vertretern der Marktwirtschaft gerne öffentlich zur Schau getragen – gerät einmal mehr unter die Räder. Zu lang ist die Liste der Beispiele aus der Vergangenheit, wo es den Konzernen gelungen ist, sich mit bescheidenen Beträgen von Altlasten frei zu kaufen: der Reaktor in Niederaichbach, die Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe, das marode Endlager Asse und das Endlager Morsleben, um nur einige zu nennen. Immer läuft es nach dem gleichen Muster. Die Industrie zahlt einen Festbetrag, danach explodieren die Kosten und die zahlt der Staat. Kostensteigerungen von 100 Prozent liegen dabei an der untere Grenze. Deshalb müssen sogenannte ­„Risikoaufschläge“ von bis zu 100 Prozent, wie sie jetzt offenbar in der Kommission diskutiert werden, geradezu lächerlich wirken. Sie werden schon in wenigen Jahren Historie sein. Dann sind die Stromversorger – falls sie den Schwenk zu den erneuerbaren Energien schaffen – die lachenden Dritten. Vor 20 Jahren haben ebendiese Stromversorger in großformatigen Anzeigen behauptet, „aus technischen Gründen“ könnten auch langfristig niemals mehr als 4 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen kommen. Warum soll eigentlich der Steuerzahler für die verfehlte Geschäftspolitik bornierter Konzerne aufkommen? KARL AMANNSBERGER, Berlin

Wer profitierte, haftet auch

betr.: „Konzerne mit begrenzter Haftung“, taz vom 24. 2. 16

Im Schatten der Diskussion über die Flüchtlinge soll durch die geplante Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Stromversorgern wieder einmal die deutsche Industrie – diesmal die Atomindustrie – mit Milliarden subventioniert werden. Die Entsorgung des Atommülls, von der uns die Stromversorger Eon, RWE, Vattenfall und EnBW jahrzehntelang weisgemacht haben, sie sei mit den Strompreisen längst bezahlt, soll nun zu einem großen Teil dem Staat – also uns Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern – aufgehalst werden.

Ich finde, dass die Unternehmen, die jahrzehntelang Profite gemacht haben, nun auch unbegrenzt für die Folgen haften müssen – wenigstens finanziell. Die gesundheitlichen Folgen der verfehlten Atompolitik müssen sowieso Tausende uns nachfolgende Generationen tragen.

INGRID KORFMACHER, Landshut

Ein kleiner Nachtrag

betr.: „Der Mann mit der unendlichen Neugier“, taz vom 22. 2. 16

Umberto Eco war Professor in Bologna, von der Bologna-Reform hielt er aber nicht viel. In einer Kolumne über die derzeit so zahlreichen Kulturfestivals („Wozu auf einmal Plato?“) schreibt er, dass auch sehr viele junge Menschen zu diesen Veranstaltungen kommen, „zum Teil sind es jene, die wegen des Kurzstudiums Nachholbedarf haben“. (Seite 22 in „Bücher sprechen über Bücher“, Hanser 2015)

Was kriegt man schon mit in einem dreijährigen Bachelorstudium? Die meisten Studenten sind aber gescheit genug, den Bachelor auf acht oder mehr Semester zu verlängern, wie mir einige, mit denen ich in der vergangenen Woche zusammensaß, versicherten. Die durch die Bologna-Reform anvisierte Studienzeitverkürzung findet also gar nicht statt!

FRANZ JOACHIM SCHULTZ, Pottenstein