Uta Schleiermacher freut sich, dass die CDU mehr von der migrantischen Zivilgesellschaft lernen möchte
: "Bewusstseinserweiterung der Politik"

Der Landesverband der CDU entdeckt, dass es sich lohnt, mit migrantischen Teilen der Zivilgesellschaft zu sprechen. Am Montag trafen sich Uwe Lehmann-Brauns und Danny Freymark, beide Mitglieder der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, mit einem Vertreter der jüdischen Claims Conference, einer Syrerin, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, und Mitgliedern von Bürgerinitiativen zum Auftakt ihres „Metropolenprojekts“.

„Wir wollen ausloten, was in den verschiedenen Gruppen los ist“, sagt Freymark. Lehmann-Brauns spricht von „destabilisierenden und innovativen Entwicklungen“, die er in der russlanddeutschen, vietnamesischen, türkischen oder jüdischen Community aufspüren möchte. „Wenn man die Demonstration der Russlanddeutschen in Marzahn oder die Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türken in Kreuzberg betrachtet, wird deutlich, dass es auch etwas neben der konventionellen Politik geben muss, um diese Spannungen aufzufangen“, sagte er.

Die CDU wolle mehr „aus erster Hand“ und „vom gesellschaftlichen Underground“ lernen. Freymark nennt es eine „Bewusstseinserweiterung der Politik“. Alle vier bis sechs Wochen möchten sich die beiden mit Vertretern von Initiativen und Vereinen zu einem Runden Tisch zusammensetzen. „Die Erkenntnisse aus den Treffen sollen in die Politik einfließen“, sagte Lehmann-Brauns. Langfristig möchte er in den Senatsverwaltungen eigene Abteilungen für das Thema „Metropole“ schaffen. Mit den Begriffen tun sich die CDU-Politker zum Teil etwas schwer, sprechen pauschal von Türken oder Russen in Berlin, dann wieder von „Communitys“.

Man kann sich darüber wundern oder es belächeln, das die CDU erst jetzt und unter dem etwas sperrigen Stichwort „Metropole“ ihre Fühler in die Welt der Initiativen, der Stadtteilarbeit und des Ehrenamts ausstreckt. Man kann es aber auch begrüßen, ihnen Erfolg wünschen und einen Spaziergang vorschlagen: Denn Treffpunkt war am Montag das Hotel Savoy in Tiergarten. Es liegt an der Ecke zur Kantstraße – und damit der Straße in Berlin, die so stark von Migranten unterschiedlichster Nationalitäten geprägt ist wie kaum eine andere. Hier befinden sich chinesische, russische, vietnamesische, amerikanische, ägyptische, arabische Geschäfte. Und die meisten LadenbesitzerInnen dort lassen sich wahrscheinlich gern in Gespräche über ihr Leben in Berlin verwickeln.