Die Großstadtgärtnerin

Der Boden sei ganz schön lehmig, sagt Elisabeth Thun, das mache Mühe. Sie stößt den Spaten hinab, lockert damit die Erde rund um ein kleines Bauwerk. Der alte Bunkerlüftungsschacht ist bunt bemalt: Kinder haben sich verewigt und ein paar Jugendliche: „Interkultureller Garten Hamburg-Billstedt“ steht da. „An dem Thema“, sagt Thun, „bin ich seit zwei Jahren dran.“

Die erste Idee – ein Garten an einer Schule – gelang nicht, auch die zweite Fläche, in der Nähe eines Kulturzentrums, wurde anderweitig benötigt. Mittlerweile hat die Rentnerin einen Ort gefunden: Gut 1.000 Quadratmeter sind abgeteilt, es gibt einen kostenfreien Nutzungsvertrag mit der Stadt. Aber wieso interkulturell? In Billstedt habe jeder Zweite einen Migrationshintergrund, sagt Thun, die selbst seit 40 Jahren im Stadtteil wohnt. „Sie wollen hier auch Wurzeln schlagen.“

Der Verein, der für diesen Garten gegründet wurde, hat heute 20 Mitglieder, sieben sind Migranten. Das Prinzip ist einfach: Jeder bekommt einen Schlüssel – und ein 15-Quadratmeter-Beet.

Angefangen habe alles, als sie von einem interkulturellen Garten in Hamburg-Wilhelmsburg hörte, erzählt Thun. Auch im benachbarten Stadtteil Hamm gibt es engagierte Gärtner, auf St. Pauli existiert ein ähnliches Projekt, und im ungleich ländlicheren Reitbrook vergibt ein Bauernhof Flächen. Von „urban gardening“, städtischem Gärtnern, spricht inzwischen sogar die Verwaltung: Ende Oktober hat die Stadtentwicklungsbehörde die neuen Gärtner ins Rathaus eingeladen. Sie sollten sich kennenlernen, Wünsche äußern.

Für Elisabeth Thun ist das Ziel einfach: Billstedt soll grüner werden. Dafür engagiert sie sich schon lange. Ursprünglich in der SPD, dann sehr streitbar gegen die drohende Lagerung von Hafenschlick im Stadtteil. „Es gibt so viel Platz zwischen den Hochhäusern“, sagt sie. Wenn Gärten „von vorneherein in die Planung aufgenommen würden, wäre es ein großer Schritt“. Bunt sei Billstedt ja schon – die Gärtner machten es noch bunter.  FBT