Schöner Müll Was tun, wenn man einen Sofabezug kauft, der aus ästhetischen Gründen eine Zumutung ist?: Mein Schürzenjahr
Der Sofabezug fürs Ikea-Sofa war ein schlimmer Fehlkauf: im Patchworkmuster, vielfarbig, schrill, krass und extrem günstig. Im Nachhinein erklärte sich der Preis von alleine, denn egal, mit wie viel Vintage und Understatement ein Wohnzimmer eingerichtet ist, dieser Sofabezug war zu viel. Er fügte sich nicht ein, er wollte sein Alleinstellungsmerkmal, aber wir konnten beim besten Willen nicht unsere gesammelten Möbel wegwerfen, nur damit das patchworkstoffbezogene Ikea-Sofa (Modell Klippan, also das Billy-Regal unter den Sofas) die Aufmerksamkeit bekam, die ihm gebührte.
Es dauerte nicht lange und der alte, ausgebleichte Bezug mit dem Zigarettenloch auf der Lehne war wieder drauf, voilá. Aber schade um den Bezug war es schon, denn er ist äußerst robust, fest, strapazierfreudig, aus Baumwolle, waschbar. Und die Menge an Stoff ist beachtlich.
Damit muss was zu machen sein, dachte ich. Mir fielen Schürzen ein. Zuerst habe ich die Nähte des Bezugs aufgetrennt, um einen Überblick über die Fläche zu bekommen. Danach habe ich eine alte Schürze auf den Stoff gelegt, die Umrisse abgezeichnet, ausgeschnitten, die Kanten mit Baumwollband, das ich in einer Kiste fand, übernäht und so versäubert. Aus den Bändern habe ich auch zwei Zöpfe geflochten und angenäht für die Schlaufe zum Zubinden im Rücken. Fertig.
Der Stoff reichte für eine Schürze für Anna, eine Schürze für Marie-Claude, eine Schürze für Gabriele, eine vierte Schürze für jemand anderes und eine fünfte für mich. Es war mein Schürzenjahr.
Würde ich das Schürzenjahr je wiederholen, ich würde mir über Ebay einen hässlichen Sofabezug oder Stoffrest – aber Achtung, nur solchen aus Baumwolle – ersteigern und von vorne beginnen. Waltraud Schwab
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