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368 Flüchtlinge allein im Januar ertrunken

Ägäis Die Zahl der Flüchtenden nimmt nicht ab. Tausende auf der Balkanroute unterwegs

GENF/ATHEN ap/afp/dpa | In der Ägäis sind am Dienstag erneut mindestens neun Flüchtlinge ertrunken. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, berichtete die private türkische Nachrichtenagentur Dogan. Ihr Boot sei vor der türkischen Hafenstadt Seferihisar gesunken, die nur wenige Kilometer von der griechischen Insel Samos entfernt liegt. Zwei Verunglückte seien lebend aus dem Wasser gezogen worden, elf weitere hätten sich aus eigener Kraft ans Ufer retten können.

Bei der Flucht über das Mittelmeer sind im Januar 368 Menschen ums Leben gekommen. Das seien mehr als viermal so viele wie im Januar 2015, berichtete die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf. Vor den Küsten Griechenlands, der Türkei und Italien sind alleine am jüngsten Januar-Wochenende über 100 Männer, Frauen und Kinder gestorben.

Auch die Zahl der Flüchtlinge und Wirtschaftsmigranten ist im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat extrem gestiegen. So gelangten mehr als 67.000 Flüchtende über das Mittelmeer, vor allem über Griechenland, nach Europa. 2015 waren es nur 5.000. Jeder Dritte war minderjährig. Im Juni 2015, als der große Migrationszustrom in der Ägäis einsetzte, kamen knapp 55.000 Migranten an.

In der griechischen Hafenstadt Piräus trafen am Dienstag mehr als 1.700 neue Migranten von den Inseln in der Ostägäis ein. Bereits am Montag waren knapp 6.500 Migranten angekommen. Dies teilte die Küstenwache mit.

In der Nacht zum Dienstag machten sich mehr als 70 Busse mit Migranten auf dem Weg zum Grenzübergang zwischen Griechenland und Mazedonien bei Idomeni-Gevgelija, wie Augenzeugen im griechischen Rundfunk berichteten. Reportern sagte sie, sie wollen nach Mitteleuropa weiterreisen.

Um eine Eskalation der Krise zu verhindern hat Jordaniens König Abdullah von der internationalen Gemeinschaft mehr Hilfe bei der Versorgung syrischer Flüchtlinge gefordert. Falls sein Land keine größere Unterstützung erhalte, werde sich die Lage verschärfen, sagte er am Dienstag. Das Bildungs- und Gesundheitssystem seines Landes seien bereits überlastet. Die Jordanier litten darunter, dass sie keinen Arbeitsplatz finden. „Früher oder später, denkeich, wird der Damm brechen.“

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