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Archiv-Artikel

Kontrollierter Laberschwall

DISKUTIEREN Beim Finale der Debattier-WM im Hotel Maritim fechten Studierende mit Argumenten. Deutsches Team auf einem zweiten Platz

Es ist wohl Konzept, dass die Veranstalter im feinen Hotel Maritim einzig Currywurst feilbieten. „Embracing Dissent. Die Kraft des Widerspruchs“ lautet das Motto der World Universities Debating Championship (WUDC), der Debattier-Weltmeisterschaft. Es ist Donnerstagabend, Finale.

Schwärme von Studierenden treiben durchs Foyer und den gewaltigen Saal. Die Männerhälse verschnürt in Schlips und Fliege, das Frauenhaar aufwendig gesteckt. Seit einer Woche debattieren die jungen Herrschaften in Berlin über Weltpolitik, Religion, Wirtschaft. Die großen Fragen.

Ein Grüppchen bespricht das Finale der Kategorie English as a Second Language, das gerade vorbei ist. „Lief ganz gut“, sagt der Holländer Daan Welling, amtierender Europameister. „Heute Nacht verkünden sie das Ergebnis, bis dahin sage ich höflich: Der Vorteil liegt beim Gegner.“

Drei Kategorien gibt es, alle auf Englisch: Die erste Stufe ist für Teilnehmer mit Englisch als Fremdsprache, die zweite auf akademischem Niveau. Die letzte Kategorie richtet sich im Prinzip nur an Muttersprachler. 15 Minuten vor der Debatte erfahren die Teilnehmer das Thema. Dann müssen sie sich Argumente zurechtlegen, mit denen sie den Gegner überzeugen sollen.

Zu Beginn des Muttersprachler-Finales tritt der Neuseeländer Alec Dawson ans Pult und aktiviert die Stoppuhr. Es folgt ein siebenminütiger Redeschwall. Fragen der „Opposition“ kanzelt er im Sekundentakt mit einem Wink ab. So verliert er nicht den Faden, auch wenn es bei der Jury weniger gut ankommt. Dawson schießt mit Gründen um sich, warum es Kirchen nicht erlaubt sein sollte, Andersdenkende auszuschließen. Ein souveräner Auftritt, unter Beifall setzt er sich.

Den Sieg trägt am Ende ein Team aus Melbourne davon – wie im Vorjahr. Der zweiter Platz im Finale der Fremdsprachler geht an zwei Deutsche: die Freiburger Johannes Smalenski (27) und Jannis Benedikt Limperg (19).

Ab sofort dreht sich alles um die Teilnahme an der nächsten WM-Finalrunde. Sie findet im indischen Chennai statt.

FELIX AUSTEN