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Die Strom ernten wollen

Wind-gipfel

Wer über Wind berät, will Strom ernten. Zu einem Windenergiegipfel treffen sich die Regierungschefs der fünf norddeutschen Küstenländer am Montag im mecklenburgischen Wismar. Mit am Tisch sitzen dann auch der Maritime Koordinator der Bundesregierung, der Bremer SPD-Abgeordnete Uwe Beckmeyer, sowie Spitzenvertreter der Windenergiebranche, des Arbeitgeberverbandes Nordmetall und der Gewerkschaft IG Metall Küste. Bei so viel wichtigen Anzugträgern sind sicher wegweisende Ergebnisse zu erwarten, ja: frischer Wind für die goldene Energiezukunft im Norden.

Und dafür müssen Weichen gestellt werden, schon weil die Herausforderungen sich ändern: Langsam werden die Flächen für Offshore-Windparks auf Nord- und Ostsee knapp. Ende 2015 erzeugten dort 738 Windanlagen mehr als 3.000 Megawatt (MW) Strom, das ist so viel wie drei große Atom- oder Kohlekraftwerke. Damit war bereits das von der Bundesregierung angepeilte Ziel – 6.500 MW im Jahr 2020 – zur Hälfte umgesetzt, berichtet das zuständige Hamburger Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Dessen Schwerpunkt, sagt BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz, habe sich verschoben: „von der Genehmigung auf die Bauaufsicht“.

Deshalb richtet sich der Blick wieder verstärkt auf Onshore-Anlagen, also solche an Land. Aber auch dort ist der Platz begrenzt, wie eine frische Studie des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung errechnet hat: Theoretisch stünden in Deutschland 8,6 Prozent der Landfläche für Windanlagen zur Verfügung, im schwach besiedelten Mecklenburg-Vorpommern sogar fast ein Fünftel der Landesfläche. Faktisch aber könnten auf 99 Prozent dieser Areale keine Windräder aufgestellt werden, erklärt die Studie, weil in der Nähe Menschen wohnen, bedrohte Tiere dort leben oder auch bloß Flugzeuge fliegen. Und so bleibt es, wie in Schleswig-Holstein bereits verbindlich festgelegt, bei einem nutzbaren Flächenanteil von 1,7 Prozent.

Thema in Wismar ist nun, ob mehr Fläche benötigt wird oder ob sie effektiver genutzt werden kann. Vermehrtes Repowering durch neue und leistungsstärkere Anlagen, bessere Speichersysteme für den flüchtigen Windstrom und intelligente Netze, in denen Erzeuger und Abnehmer sich über eine gleichmäßigen Verbrauch verständigen: Das sind so die Aufgaben, zu deren Lösung der Gipfel beitragen soll. smv

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