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Votum für den Reformbremser

SPORTPOLITIK Der Deutsche Fußball-Bund will bei der Wahl des Fifa-Präsidenten offenbar den europäischen Kandidaten Gianni Infantino unterstützen

BERLIN taz/dpa | Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will bei der Wahl des neuen Fifa-Präsidenten voraussichtlich den Schweizer Gianni Infantino unterstützen. Das deutete DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock am Dienstag beim Neujahresempfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt am Main an. „Es liegt auf der Hand, auf den europäischen Kandidaten zu sehen. Wir werden morgen eine Entscheidung bekannt geben und die dann am Freitag bei der Sitzung der Uefa in Nyon in die Diskussion einbringen“, sagte er.

An diesem Mittwoch tagt zunächst das Präsidium des DFB, um die Wahl eines Nachfolgers für den suspendierten Fifa-Chef Joseph Blatter am 26. Februar in Zürich zu diskutieren. Infantino ist aktuell Generalsekretär des europäischen Kontinentalverbands Uefa. Er gehört neben dem asiatischen Verbandschef Scheich Salman bin Ibrahim al-Chalifa aus Bahrain, dem Jordanier Prinz Ali bin al-Hussein, dem Franzosen Jérôme Champagne und dem Südafrikaner Tokyo Sexwale zu den fünf Kandidaten für das höchste Amt des Weltfußballs.

Am Freitag trifft sich dann auch zum ersten Mal in diesem Jahr das Exekutivkomitee der Uefa. Neben Sandrock wird dazu auch Interimspräsident Reinhard Rauball für den DFB nach Nyon reisen.

Inwieweit Infantino sich eignet, einen Neuanfang bei der Fifa zu leiten, bleibt allerdings zweifelhaft. Der Uefa-Funktionär ist bereits Mitglied der von Blatter eingesetzten Reformkommission. Beim Umgestaltungsprozess der Fifa hat der europäische Verband bislang allerdings eher auf die Bremse getreten. Im Januar 2013 wandte sich die Uefa beispielsweise strikt gegen Fifa-Pläne, eine Amtszeitbegrenzung und einen Integritäts-Check für Top-Funktionäre einzuführen.

DFL-Chef Christian Seifert hat beim Neujahrsempfang in Frankfurt den Fußball zur Aufarbeitung seiner Skandale aufgefordert. Er erklärte: „2015 war ein schweres Jahr – auch und besonders für den Fußball. Vieles an dem Sport, der uns so am Herzen liegt, wirkte irritierend, manches auch verstörend.“ Man dürfe nicht vergessen, dass es gute Gründe für den Glaubwürdigkeitsverlust des Fußballs gäbe.

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