: Sie wächst und wächst und wächst
PROGNOSE Nach neuen Daten könnte Berlins Einwohnerzahl schon in den nächsten Jahren auf über 4 Millionen steigen
von Stefan Alberti
Die 3 vor dem Komma und der Einheit „Million“ soll in absehbarer Zeit Vergangenheit sein. „Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird Berlin eine 4-Millionen-Metropole sein“, sagte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Mittwochabend vor Journalisten. Grundlage dieser Aussage ist eine neue Bevölkerungsprognose, die Geisel zuvor bei einer Klausurtagung des Senats im Roten Rathaus vorstellte und die bis 2030 vorausschaut. Es wäre der zweite Durchbruch dieser Art in der Stadtgeschichte: In den 1920er Jahren hatte Berlin schon einmal die 4-Millionen-Einwohner-Grenze überschritten.
Allein mit normalem Wachstum würde es laut Prognose länger dauern, als von Geisel angekündigt – es ist der Flüchtlingszuzug, der schneller über die Barriere führt. Nach der Bevölkerungsberechnung für Berlin würde die Stadt von rund 3.500.000 Einwohnern zum Stichtag Ende 2014 auf 3,83 Millionen im Jahr 2030 wachsen. Das entspricht 265.000 Einwohnern zusätzlich. Allein bis 2020 geht die Prognose aber zudem von einem Zuzug von 174.000 Flüchtlingen nach Berlin aus.
Diese Zahlen bilden dabei nicht das größtmögliche Wachstum ab, sondern stellen unter mehreren Varianten die mittlere dar. Gemäß der optimistischsten Variante würde Berlin dabei bereits in vier Jahren an der 4-Millionen-Marken kratzen.
Die neue Prognose korrigiert eine erst 2014 von der Stadtentwicklungsverwaltung vorgelegte, die bis 2030 ein Wachstum von rund 250.000 Einwohnern vorhersagte, was ungefähr der Einwohnerzahl eines durchschnittlichen Berliner Bezirks entsprach. Der damalige Stadtentwicklungssenator und heutige Regierungschef Michael Müller (SPD) hatte damals bereits auf den Druck hingewiesen, die öffentliche Infrastruktur, also beispielsweise Straßen und den öffentlichen Nahverkehr, den wachsenden Zahlen anzupassen sowie beim Wohnungsbau aufzustocken. In Geisels Präsentation fand sich am Mittwoch dazu ein „Sofort-Programm“, das zehn neue Siedlungen mit insgesamt 50.000 Wohnungen vorsieht.
Senator Andreas Geisel (SPD)
Der bei Weitem am stärksten wachsende Bezirk ist der Prognose zufolge Pankow. Seine Einwohnerzahl soll bis 2030 um 62.000 steigen. Das entspricht einem Wachstum um 16 Prozent, also knapp einem Sechstel. Damit liegt Pankow weit vor einer Gruppe von sieben anderen Bezirken mit einem Wachstum zwischen 9,4 (Reinickendorf) und 7 Prozent (Mitte). Dazu gehört auch Friedrichshain-Kreuzberg mit einer Steigerung von 7,5 Prozent. Das geringste Wachstum erwartet man für Steglitz-Zehlendorf mit nur 2,6 Prozent.
Senator Geisel bewertete die stark steigende Einwohnerzahl durchweg als positiv. „Berlin verändert sich, und das ist gut für die Stadt“, sagte er, „das Bevölkerungswachstum ist eine Chance, die wir alle gemeinsam nutzen sollten“.
Sein Versprechen dabei: „Wir werden Berlin sozial gerecht und nachhaltig gestalten, indem wir mehr Wohnungen bauen, mehr Kitas und Schulplätze sowie neue Arbeitsplätze schaffen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen