leserinnenbriefe
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Studis, streikt weiter!

■ betr.: „Studis, stoppt euren Streik!“, taz vom 2. 12. 09

Studis, streikt weiter und lernt, wie es geht!

Wie soll das hoffnungsvolle Flämmchen studentischer Selbstorganisation denn von heute auf morgen wissen, wie es sich koordinieren, eine Strategie aus dem Hut und gleich noch mächtige Verbündete auf seine Seite zaubern kann? Der Protest ist spontan, das ist seine Stärke und zeigt, dass die Probleme, gegen die er sich richtet, substantieller Art sind und elementare Belange Studierender, Lehrender und eines erfolgreichen Studienbetriebs betreffen. Damit ist er von Anfang an weit mehr als symbolisch. Dass die Studenten die Neoliberalisierung der Bildung als gegen sich gerichtet erkennen, zeigt, dass sie in der Gesellschaft angekommen sind. Die Planung „alternativer Bildungsgipfel“ als Plattform den für weiteren Austausch und die Entwicklung von Strategien zeigt, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Und mit Maximalforderungen in den Kampf zu ziehen ist klug, daran wird er nicht scheitern, im Gegenteil. Und vielleicht bedarf es im Zeitalter von Handy und Internet gar keiner „zentralen Koordinierungsstelle“, ist die schnelle dezentrale Organisation fantasievoller Aktionen erfolgreicher? Lassen wir sie ihren Weg finden und ihre Kompetenzen erwerben!

Klar ist, dass Schavans „Bildungsgipfel“ im April darauf zielt, den Protest zu kastrieren. Der Termin ist nicht „gut“, sondern schlecht gewählt und zuerst zu bestreiken. Der Gipfel ist die Behauptung, es gehe dabei um „alles, was die Studenten derzeit plagt“. Mögen die Studis ihre Macht erkennen, sich weder einschüchtern noch austricksen lassen, vor Radikalisierung hüten und vor allem auf Ausdauer setzen (dabei mag der Spaßfaktor helfen).

GERHARD RUDOLF, Bad Homburg v. d. Höhe

Reiner Service-Asta

■ betr.: „Der genervte Konstantin Brand. „Immer dieselben Gesichter auf den Demos“, sonntaz zu den Uni-Protesten vom 28. 11. 09

Der Asta der Uni Göttingen hat sich schon im letzten Semester (und auch sonst) vom Bildungsstreik und den damit verbundenen Forderungen abgegrenzt. Der Asta der Uni Göttingen ist ein reiner Service-Asta, der nicht über den universitären Horizont schauen möchte.

Die symbolische Dimension hat Konstantin wohl nicht begriffen: Es ging bei der besagten Aktion darum, zu zeigen, dass es in der BRD (und überall) ein elitäres, exklusives Bildungssystem gibt, das einen sehr großen Teil der Gesellschaft (mal raus aus der universitären Seifenblase!) ausschließt! MAGDA RÜSSEL, Göttingen

Demonstrieren, auch ohne Asta

■ betr.: „Immer dieselben Gesichter“, sonntaz vom 28. 11. 09

Brands Darstellung kann nicht so stehen gelassen werden. Erst einmal sind es dieselben Leute, die die Podiumsdiskussion organisiert haben und auf die Straße gehen, während der Asta sich von jeglicher Unterstützung zurückhält. Zweitens: Die Leute nutzen nur die Gelegenheit, um gegen die Gesellschaft zu protestieren? Ich hoffe, das nimmt niemand ernst. Natürlich redet man von „der Gesellschaft“ und „das System“, wenn man versuchen will, die Gründe für die Probleme zu finden. Wer nicht nur ein Problem in der Umsetzung oder der Unterfinanzierung sieht, der wird auch weitergehend über Politik und alles, was dazugehört, sprechen müssen. Manchmal kann es nützlich sein, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Warum dieser Aufruf, nicht auf die Straße zu gehen? Welcher Schaden soll aus dem Demonstrieren resultieren? Vor allem angesichts dessen, dass diese Menschen weitaus mehr machen, als auf die Straße zu gehen – mehr als der Asta. Es haben sich zahlreiche Arbeitskreise gebildet, in denen verschiedene Probleme angegangen werden, dabei wird zum Beispiel auch konkret über Studienordnungen diskutiert und aufgeklärt. Wir werden definitiv weiter auf die Straße gehen und für Beteiligte sämtlicher Bildungsinstitutionen über (Podiums-)Diskussionen hinaus Aktivitäten organisieren – auch ohne einen Asta. JULIA SACHS, Göttingen