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Investoren greifen zu

GELD "Heuschrecken" geben in Deutschland 50 Prozent mehr aus

FRANKFURT rtr | Finanzinvestoren haben für Unternehmenskäufe in Deutschland 2015 so viel ausgegeben wie seit Beginn der Finanzkrise nicht mehr. Sie übernahmen 135 Firmen ganz oder teilweise und gaben dafür 15,7 Milliarden Euro aus. Dies geht aus einer am Montag veröffentlichen Studie der Beratungsgesellschaft E&Y hervor. Das sind gut 50 Prozent mehr als 2014. Mehr Geld für Zukäufe legten die Investoren, die vom früheren SPD-Chef Franz Müntefering einst als Heuschrecken kritisiert wurden, in der Bundesrepublik zuletzt 2007 auf den Tisch.

E&Y-Experte Alexander Kron rechnet mit einer Fortsetzung des Booms. „Die Konjunkturaussichten in Deutschland bleiben gut, die Kassen sowohl der strategischen Investoren als auch der Finanzinvestoren sind gut gefüllt und die Banken sind bereit, auch große Transaktionen zu unterstützen.“ Der schwache Euro locke besonders angelsächsische Investoren an. Laut E&Y zwingen Digitalisierung und andere Umwälzungen Unternehmen verstärkt dazu, ihr Geschäftsmodell anzupassen und Sparten loszuschlagen. „Die Zeit ist günstig für Großkonzerne, sich von Unternehmensteilen zu trennen, denn die Kaufbereitschaft ist hoch und Investoren fordern von Unternehmen ein fokussiertes Geschäftsmodell“, erklärt E&Y-Partner Wolfgang Taudte.

Größter Deal von Finanzinvestoren war der Verkauf des Autobahnraststätten-Betreibers Tank & Rast für 3,5 Milliarden Euro. Der Investor Terra Firma und die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank schlugen den früheren Staatsbetrieb im Sommer an Allianz Capital Partners und drei Ko-Investoren los. Zuvor hatte der Finanzinvestor CVC bereits die Parfümeriekette Douglas geschluckt.

Dass die Zahl der Transaktionen im zweiten Halbjahr 2015 dennoch zurückging, führt Taudte auf relativ hohe Firmenbewertungen und starke Branchenkonkurrenz zurück. Die Erlöse, die Finanzinvestoren 2015 mit Verkäufen in Deutschland erzielten, blieben mit knapp 17 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau.

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