Kommentar Nordkoreas Atomtest: Kim wird damit davonkommen

Nordkorea rüstet auf, weil es darin eine Bestandsgarantie sieht. Bis auf Sanktionsverschärfungen wird wohl nichts passieren.

Kim Jong Un schreibt

Laut Agentur Yonhap zeigt dieses Foto Machthaber Kim Jong Un bei der Unterzeichnung des Befehls für den Test. Foto: Reuters

Huch, da war ja noch was. Mit dem selbsterklärten Test einer Wasserstoffbombe ruft sich Nordkoreas Regime der Welt in Erinnerung. Zwar gibt es weder einen Beweis für die Existenz einer solchen Bombe noch für das Gelingen des Tests. Aber es wurde zumindest eine erdbebenähnliche Erschütterung beim Testgelände registriert. Dieses Pokerspiel passt zum Regime, das ohne (gemutmaßte) Existenz seiner Atomwaffen kaum internationales Gewicht hätte.

Auch der Zeitpunkt passt: Während sich die Welt sorgt, ob es zwischen Saudi-Arabien und Iran Krieg geben wird, hat niemand Interesse daran, dass zudem der Konflikt mit Nordkorea eskaliert. Die Chancen stehen also gut, dass das Regime bis auf hilflose Sanktionsverschärfungen wieder davonkommt.

Nordkoreas Regime baut seine Atomwaffenfähigkeit aus, weil es darin eine Bestandsgarantie sieht. Vom früheren US-Präsidenten George W. Bush auf der „Achse des Bösen“ verortet und mit „regime change“ bedroht, kann sich Pjöngjang sogar bestätigt fühlen. Im Unterschied zu anderen autoritären Regimen waren die Kims so wenig bereit, sich die Atomwaffen abhandeln zu lassen, wie die USA nicht bereit waren, dem Regime den Bestand zu garantieren. So wird der seit dem Koreakrieg anhaltende Konflikt konserviert, was auch zu Pjöngjangs innenpolitischer Logik passt.

Nordkorea kann es sich leisten, mit Atomtests sein Regime zu stärken, weil es um die strategische Konkurrenz zwischen China und den USA in der Region weiß. China, von dem Nordkorea wirtschaftlich abhängig ist, äußert zwar deutliches Missfallen, braucht aber Nordkorea als Pufferstaat zu den US-Truppen in Südkorea und Japan.

Peking wird sich hüten, mit Sanktionen einen unkalkulierbaren Zusammenbruch Nordkoreas herbeizuführen. Auch für die USA und Südkorea, die wegen China schon den Koreakrieg nicht gewonnen haben, ist eine weitergehende Konfliktverschärfung zu riskant.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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