Begeisterung: Im Konferenzsaal in Paris reagierten die Verantwortlichen mit Freudentränen auf die Zustimmung zum Vertrag Foto: Christophe Tesson/dpa

Wie geil ist das denn?

Reaktionen Während VertreterInnen von Regierungen und NGOs in Paris in Jubel ausbrechen, gibt es auch viele kritische Stimmen – und offene Ablehnung

Ernüchterung: Vielen AktivistInnen, die am Samstag in Paris demonstrierten, gehen die Beschlüsse nicht weit genug Foto: Matt Dunham/ap

Völlig

„Das starke Paris-Abkommen zum Klima bedeutet eine sicherere Welt für unsere Kinder. Ein perfektes Beispiel dafür, was amerikanische Führung erreichen kann.“

Barack Obama, US-Präsident

„Der Geist von Paris hat das Gespenst von Kopenhagen vertrieben! Vernunft und Moral haben sich bei der COP21 zusammengetan, um ein historisches Klimaabkommen zu erreichen, das endlich nationale Egoismen überwindet. Die Ziele liegen im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimarisiko.“

Joachim Schellnhuber, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

„Paris hat geliefert. Es wird erstmals eine Architektur aufgesetzt, bei der sich alle Staaten gemeinsamen, transparenten Zielen und Regeln unterwerfen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Der internationale Klimaschutz hat einen großen Sprung nach vorn gemacht.“

Regine Günther, WWF Deutschland

„Der beschlossene Klimaschutzvertrag ist ein historischer Schritt in die richtige Richtung.“

Eva Bulling-Schröter, Die Linke

„Das Klimaschutzabkommen von Paris ist ein Signal an die Welt: Die globale Energieversorgung muss mittelfristig ohne Kohle, Öl und Gas auskommen, weil sonst das 2-Grad-Ziel und damit verbunden die Klimaneutralität in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht erreicht werden kann.“

Patrick Graichen, Agora Energiewende

„Das Abkommen wird die Welt der Energie- und Klimapolitik verändern. Dass sich alle auf einen Pfad zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas begeben, bedeutet einen Wendepunkt in der Klimageschichte.“

Christoph Bals, Germanwatch

„Unser Kopf bleibt über Wasser.“

Olai Uludong, Botschafterin des Inselstaates Palau

„Ich bin zurückhaltend mit großen Worten. Aber heute kann ich sagen: Wir haben heute alle zusammen Geschichte geschrieben.“

Barbara Hendricks, Bundesumweltministerin

„Das Pariser Abkommen ist ein richtiger Schritt in die kohlenstoffarme Zukunft. Gut ist, dass auch die Rolle der Beschäftigten und damit die gerechte Gestaltung des Strukturwandels explizit im Text erwähnt werden. Das war und ist uns Gewerkschaften wichtig.“

Stefan Körzell, DGB-Bundesvorstand

„Biocraft-Bier hat sich mit am besten verkauft auf dem Gipfel. Besonders gegen Abend – richtigen Feierabend hatten hier ja nur die Wenigsten!“

Céline Dupont, Restaurant­mitarbeiterin bei der Klimakonferenz

Ziemlich

„Ungeachtet der Tatsache, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, ist dies ein Zeichen der Hoffnung, dass es uns gelingt, die Lebensbedingungen von Milliarden Menschen auch in Zukunft zu sichern.“

Angela Merkel, Bundeskanzlerin

„Paris gibt der Welt Hoffnung. Der Kohle- und Ölindustrie gibt das Abkommen den klaren Rat: Sucht euch ein anderes Geschäftsmodell! Doch der Text ist übersät mit den Fingerabdrücken von Industrielobbyisten, die unseren Planeten und seine Atmosphäre zerstören.

Martin Kaiser, Greenpeace Deutschland

„Die positive Seite ist, dass es jetzt einen Vertrag gibt, bei dem alle mitmachen. Die ne­gative Seite ist, dass man nur auf Selbstverpflichtungen setzt. Die reichen natürlich nicht aus, die Erderwärmung auf deutlich ­unter 2 Grad zu begrenzen. Paris lässt die Hoffnung offen, dass wir noch die Kurve kriegen. Es muss nachverhandelt werden.“

Mojib Latif, Klimaforscher an der Universität Kiel

„Das Pariser Klimaabkommen hat erhebliche Fortschritte auf dem Weg zu besserem Klimaschutz gebracht, bleibt aber in wesentlichen Punkten hinter den Notwendigkeiten zurück. Weder haben die Länder in Paris verabredet, ihre schwachen Klimaschutzziele nachzubessern, noch enthält das Abkommen robuste Verpflichtungen für die reichen Länder zur Unterstützung der armen Länder bei der Anpassung an die klimatischen Veränderungen.“

Jan Kowalzig, Referent für Klimawandel & Klimapolitik, Oxfam

„Der Pakt kann der Wendepunkt zu einer besseren und sichereren Welt sein. Doch die Industrieländer müssten ihre Emissionen weiter reduzieren und ärmeren Staaten helfen, mit den Folgen der Erderwärmung zurechtzukommen.“

Edna Molewa, Südafrikas Umweltministerin

„Der Vertrag? Daumen mittig für ihn: Ich gebe eine Sechs auf einer Skala von Eins bis Zehn. Denn verbindliche Finanzierungszusagen fehlen. Endlich aber kommen schlagkräftige Klimarisikoversicherungen.“

Sandeep Chamling Rai, Koordinator für Anpassungspolitik beim WWF International

„Das Abkommen von Paris ist nicht vollkommen, aber die Richtung ist klar: raus aus den fossilen Energien. Das Abkommen kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es fünf vor zwölf ist. Die Ziele wurden in Paris zwar festgezurrt, aber die Instrumente sind schwach. Die Arbeit geht jetzt erst richtig los. Denn die Ziele müssen nun auch national unterfüttert werden. Das gilt gerade auch für die Bundesregierung, die endlich aktiv werden muss, um die eigenen Klimaziele zu erreichen.“

Annalena Baerbock, klimapolitische Sprecherin der Grünen

Gar nicht

„Präsident Obama macht Versprechen, die er nicht einhalten kann. Das Abkommen kommt in 13 Monaten in den Schredder.“

Mitch McConnell, Vorsitzender der Republikaner im US-Senat

„Insgesamt bleibt das Paris-Abkommen schwach und unabitioniert, weil es keine bedeutungsvollen Ziele für die entwickelten Länder enthält, ihre Emissionen zu reduzieren.“

Sunita Narain, Center for Science and Environment, Neu-Delhi

„Die Ergebnisse dieses Klimagipfels sind zynisch. Sie werden als Erfolg verkauft, bedeuten aber, dass der Klimawandel katastrophal voranschreitet.“

Hannah Eichberger, Ende Gelände

„Das Abkommen bietet keine Grundlage für Deutschland und die EU, die Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz noch weiter zu verschärfen.“

Utz Tillmann, Verband der Chemischen Industrie

„Das Abkommen ist sehr vage und nicht stringent. Es ist völlig unklar, wie wir das Ziel von unter 2 Grad Erderwärmung und das notwendige anvisierte Ziel von 1,5 Grad erreichen können. Außerdem: viele elementare Rechte wie Gleichberechtigung und Schutz von Frauen, Ernährungssicherheit und die Rechte indigener Völker, stehen nur in der Präambel des Abkommens und nicht im operativen Teil.“

Sabine Bock, Women in Europe for a Common Future

„Das Paris-Abkommen ist keine angemessene Antwort auf die drohende Klimakatastrophe. Die Diskrepanz zwischen dem in Paris vereinbarten Temperaturziel und der tatsächlichen Klimapolitik der Staaten ist riesig.“

Hubert Weiger, BUND

„Es ist ein echter Betrug, ein Schwindel. Es ist Schwachsinn, zu sagen: ‚Wir werden ein 2-Grad-Ziel haben und versuchen dann alle fünf Jahre etwas besser abzuschneiden.‘ Es gibt keine Taten, nur leere Worte.“

James Hansen, Columbia University

„Das Abkommen ist menschenverachtend, weil es in Kauf nimmt, dass die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen zugunsten von Profit vernichtet werden. Es ist verlogen, weil es vorgibt, den Klimawandel stoppen zu können, während Regierungen weiter Freihandelsabkommen pushen. Und es ist schizophren, weil es vorgibt, das Klima zu schützen, während der Text alles dafür tut, die Interessen der Wirtschaft zu schützen.“

Statement der Rosa-Luxemburg-Stiftung

„Ich bin pessimistisch. Ursprünglich stamme ich aus dem Kongo, lebe seit 20 Jahren in Paris. Ich bezweifle, dass die reichen Länder, vor allem Ölproduzenten wie Saudi-Arabien, ihre Zusagen einhalten.“

Arnaud Ndaki, Wachmann auf der Klimakonferenz