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Knut Henkel über die in Costa Rica gestrandeten KubanerAtempause für den Sonderstatus

In den Flüchtlingsunterkünften an der Grenze zwischen Costa Rica und Nicaragua ist die humanitäre „Ausnahmelösung“, die Papst Franziskus am Wochenende angemahnt hatte, mit Beifall aufgenommen worden. Peu à peu sollen die 8.000 Kubaner, die dort von lokalen Behörden versorgt werden, per Flugzeug nach El Salvador und weiter mit dem Bus in den Norden Mexikos gebracht werden. Dort können sie die Grenze ins gelobte Land, die USA, passieren. Da sehen die Kubaner bessere Perspektiven, auf der Insel geht es wirtschaftlich nur in kleinen Schritten voran.

Nicht viel anders ist die Situation vieler Menschen in Mittelamerika. Viele wandern mangels Arbeit und Sicherheit aus Honduras, El Salvador, Guatemala oder auch Mexiko nach Norden aus. Zu Fuß und mit wenig Geld laufen sie über Tausende Kilometer. Nur genießen die Mittelamerikaner keinen Flüchtlingsstatus und dürfen sich nicht nach zwölf Monaten über ein dauerhaftes Bleiberecht freuen wie die Kubaner in den USA.

Die Motive der Einwanderung sind jedoch identisch. Gleichwohl wird an der US-Grenze mit zweierlei Maß gemessen. Das ist im offiziellen Kuba verpönt, wo gern vom „Abwerben von Talenten“ gesprochen wird, aber auch in den mittelamerikanischen Communities zwischen New York und Miami. Gelästert wird über die privilegierten Kubaner, die von einem Relikt des Kalten Krieges profitieren.

Der „Cuban Adjustment Act“ billigt allen Kubanern den Status von politischen Flüchtlingen zu, wogegen Havanna seit Jahrzehnten Sturm läuft. Nun möglicherweise mit Nicaraguas Hilfe, das eventuell die Grenze geschlossen hat, um den alten Freunden in Havanna entgegenzukommen. Dabei dürften viele Mittelamerikaner die Politik des Weißen Hauses für überholt halten. Daran ändert sich nichts mit der humanitären „Ausnahmelösung“ für die kubanischen Migranten – die sorgt nur für einen weiteren Aufschub, bis der „Cuban Adjustment Act“ endgültig Geschichte ist.

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