: „Freude am Lernen“
Sonntagsöffnung Das Bremer Schulmuseum zeigt Schulen und Pädagogik seit der Kaiserzeit
51, studierte Volkskunde und ist seit 2009 Leiterin des Bremer Schulmuseums.
taz: Frau Hellwig, warum öffnen sie das Schulmuseum speziell am Sonntag?
Frauke Hellwig: Unser Museum öffnet leider nicht regelmäßig an Wochenenden, dafür haben wir zu wenig Personal. Damit aber Berufstätige auch die Möglichkeit haben, uns zu besuchen, öffnen wir einmal im Monat auch Sonntags.
Eine der Dauerausstellungen heißt „Drei Schulen, die anders waren“. Was erwartet die BesucherInnen hier?
Wir stellen verschiedene Epochen der Bremer Schulgeschichte dar. Wir beginnen mit der deutschen Kaiserzeit, wo die Schulpflicht und Volksschulen eingeführt wurde. Nach dem ersten Weltkrieg starteten drei Schulen mit der Reformpädagogik ihren Unterricht. Diese Schulen waren international bekannt.
Wie sieht diese Pädagogik aus?
Sie steht in einem starken Kontrast zu der hierarchisch autoritären Pädagogik der Kaiserzeit. Im Prinzip ist es der Versuch den SchülerInnen eine neue Freude am Lernen zu vermitteln und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. So wurden auch die Zeugnisse abgeschafft. Bei der Reformpädagogik wird viel kreativ gearbeitet, Theater gespielt und Klassenräume gemeinsam gestaltet.
Wie wird das dargestellt?
In der Ausstellung „Drei Schulen“ arbeiteten wir viel mit Fotografien. Die Unterschiede der Klassenräume vor und nach dem ersten Weltkrieg lassen sich sehr gut anhand von Fotos zeigen.
Ist diese Form auch prägend für die Pädagogik des Schulmuseums?
Ja. Wir versuchen Wissen spielerisch zu vermittelt. Gleichzeitig sollen unsere BesucherInnen –häufig Schulklassen – auch ein Produkt erzeugen. Sie sollen etwas von dem Besuch mit nach Hause nehmen können.
Was kann das sein?
Bei einem Familiennachmittag lernten Kinder wissenswertes über Lebkuchen und haben anschließend selber einen dekoriert und nach Hause mitgenommen. Wir gehen auf die Bedürfnisse unserer Gäste ein. Sie können mit Bausteinen selber wählen, wie eine Führung durch unser Museum aussieht.
Was sind das für Bausteine?
Das kann eine Führung durch unsere Ausstellung „Jugend im Nationalsozialismus“ sein, mit anschließender Quellenforschung und Vorstellung von Filmmaterialien. So können wir flexibel auf die Altersspanne oder den Lernstand von Schulklassen eingehen.
Interview: Jannik Sohn
Sonntagsöffnung des Schulmuseums, 14–17 Uhr, Auf der Hochwisch 61–63
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