In den Rücken getroffen

TOTSCHLAG-PROZESS

Der Schuss kam von hinten, und er war tödlich: Seit Dienstag steht Bassam A. in Hannover vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Sportschützen Totschlag vor. Im Juni hatte der 41 Jahre alte Betreiber einer Autowerkstatt mit seiner 9-mm-Pistole der Marke Sig Sauer auf einen 18-Jährigen aus Moldawien gefeuert. Der war der zusammen mit drei anderen auf das Gelände von Haus und Werkstatt vorgedrungen. Der Schuss traf den flüchtenden Maxim A. unterhalb des Schulterblatts. 200 Meter weiter brach er zusammen, verstarb wenige Stunden später im Krankenhaus.

Bassam A. beruft sich heute auf Notwehr. „Panische Angst“ habe er gehabt: um sich, seine Frau und sein Kind. Die Aufnahmen von zwei Kameras, mit denen der KFZ-Meister sein Gelände überwachen ließ, sprechen aber eine andere Sprache: Entschlossen ging der Mann, der in seinem Haus per Waffenschein legalisiert vier Pistolen und neun Gewehre aufbewahrte, in Schussposition, feuerte in Kampfmanier mit beiden Händen an der Pistole nur ein einziges Mal. Zuerst hießt es, die beiden Männer seien nur 40 Zentimeter voneinander entfernt gewesen; später war von vier bis fünf Metern die Rede.

„Sie haben nicht in die Luft geschossen, haben keinen Warnschuss abgegeben“, hielt Richter Wolfgang Rosenbusch dem Angeklagten zu Verhandlungsbeginn vor. Dabei ist Bassam A. an den Umgang mit Waffen mehr als gewöhnt: In seiner Freizeit trainiert er nahkampfähnliches Schießen aus der Bewegung heraus, was auch in der Bundesrepublik tatsächlich legal ist. Trotz solcher Erfahrung und seines Waffenarsenals: „Von Todesangst überwältigt“ worden sei er, argumentiert Bassam A. – nur darum habe er nicht Hilfe herbeitelefoniert oder versucht, die Einbrecher schlicht mit Lärm zu verscheuchen. Nach dem Schuss kontrollierte er zunächst ruhig seinen Hof, alarmierte erst dann die Polizei. Bis zum Eintreffen der Beamten stand die Haustür weit offen.

Seit dem Amoklauf von Winnenden im März 2009 sind in Deutschland mehr als 60 Menschen durch Waffen von Sportschützen getötet worden. Deren Abrüstung fordern Initiativen bisher trotzdem vergeblich. Bassam A. drohen nun fünf bis 15 Jahre Haft. wyp