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Archiv-Artikel

Das Geschäft mit der Kunst

KREATIVSTADT Egbert Rühl wird Leiter der umstrittenen Kreativ-Agentur. Sie soll Künstler mit der IT-Branche vernetzen und günstige Atelierräume aufspüren

Ihr Nutzen war von Anfang an umstritten, ihr Profil unklar, das Budget vage: Die Hamburg Kreativ GmbH, vom Senat vollmundig in den Koalitionsvertrag geschrieben, erregt schon lange die Gemüter. Und zwar gerade bei jenen, denen sie gewidmet ist: bei den Künstlern, deren „Wettbewerbsfähigkeit und Erwerbschancen“ sie verbessern soll.

Das klingt gut, einerseits: Systematisch soll die Agentur leerstehende Immobilien aufspüren, die sich für Ateliers eignen, und sie den Künstlern vermitteln. Andererseits soll die Agentur laut Senat „Teilmärkte zusammenbringen“: Games-Produzenten mit Dramaturgen, Werbetreibende mit Künstlern – auf dass deren Ideen nutzbar gemacht werden.

Egbert Rühl, 50, designierter Geschäftsführer der Hamburg Kreativ GmbH spricht vom „Vernetzen“ der Teilmärkte Hamburgs, wobei einige – wie Filmförderung und Hamburg@work – schon gut organisiert seien. Andere – etwa die bildende Kunst – hätten „oft einen niedrigeren Organisationsgrad“. Zwar kenne er Hamburgs Szene nicht sehr gut, räumt er ein. Er habe aber den Eindruck, „dass die Teilmärkte nebeneinander stehen“. Dass es ein vorurteilsbelastetes Halbwissen über die jeweils anderen gebe. „Wenn Künstler fürchten, von Games-Produzenten benutzt zu werden, steht dahinter ein bestimmtes Bild vom Games-Markt“, sagt Rühl. Solche Vorurteile möchte er abbauen, wenn er am 1. 3. 2010 sein Amt antritt. Derzeit leitet er das Mannheimer Kulturzentrum „Alte Feuerwache“.

Rühl sieht es auch als Aufgabe der Agentur an, Einzelne zu unterstützen. Wenn jemand Geld für eine Ausstellung brauche, „kann die Kreativagentur helfen – wenn es ihrem Profil entspricht“, sagt Rühl. Unter anderem mit Krediten. Viel Geld werde die Agentur aber nicht haben; über das Budget werde noch verhandelt. Zudem solle sie die Kulturförderung „nicht ersetzen, nur ergänzen“, sagt Rühl.

Und sie soll die Stadt als Kreativwirtschafts-Standort profilieren. Dass hierzu auch Stadtentwicklung gehört, versteht sich. Deshalb hat die Stadt einen „Fonds für Kreativimmobilien“ aufgelegt. Rühls Aufgabe wird es sein, „geeignete Räume zu finden und Anreize zu schaffen, damit die Eigner einer Zwischen- oder Dauernutzung zustimmen“. Ein solcher Anreiz könnte die Aussicht sein, in zehn Jahren die doppelte Miete zu erzielen, weil die Künstler das Viertel aufgewertet haben. PETRA SCHELLEN