: Sind alle Geschäfte machbar?
Kontroverse Bundeswehrwerbung in der taz erregte die Gemüter der LeserInnen. Wie denken die taz-GenossInnen über die Veröffentlichung?
Max Brodersen
Gegen das Anzeigengeschäft
Ich habe damals nicht für das Anzeigengeschäft votiert und mache es heute auch noch nicht. Ich sehe die Argumente dafür und dagegen sehr wohl und habe wirklich gehofft, dass die taz-Redaktion das Postulat, keine sexistischen, faschistischen, militaristischen Anzeigen schalten zu wollen, ernst nimmt. Leider werde ich wieder enttäuscht. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass man zwischen „guten“ und „schlechten“ sowie „zumutbaren“ und unzumutbaren“ Anzeigen unterscheiden kann und es auch tun sollte.
MECHTHILD LUTZE,Berlin
Töten
Werben fürs Töten geht gar nicht!
LARS KRAUSE,Falkensee
Ethische Gesichtspunkte
Anzeigen von der AfD, die Sie schon gedruckt haben, sind absolut inakzeptabel. Ich erwarte von der taz, dass sie die Anzeigenkunden nach ethischen Gesichtspunkten auswählt und im Zweifelsfall auf das Geld für die Anzeige verzichtet!
RALF HOUVEN,Aachen
Anzeigenepolitik à la „FAZ“
Ich bin nicht Genosse der taz geworden, um bei einer Anzeigenpolitik zu enden, die sich von FAZ oder Zeit nicht mehr unterscheidet.
FRIEDEMANN SCRIBA,Berlin
Militärische Ideen
Gerade vor dem Hintergrund von vielen Kriegsflüchtlingen, der Situation in Afghanistan, den Waffenlieferungen an Saudi-Arabien (welches den IS unterstützt) und den vielfältigen Problemen auf der Welt (z. B. Stellvertreterkriege!), sollte die taz die „militärische Idee“ nicht stärken. Auch wenn Ursula dafür sehr viel Geld geben sollte!
WALDEMAR SÜSS,Hamburg
Rote Linie
Klar ist es schwierig in gut und schlecht zu unterteilen. Auch bei den Anzeigenkunden. Trotzdem sollte doch eine rote Linie klar sein, die mit Rücksicht auf den Leserkreis nicht überschritten werden sollte. Man kann nicht gegen Bundeswehrwerbung an den Schulen schreiben und selber eine ganzseitige Werbeseite dazu schalten. Das verletzt die Glaubwürdigkeit, auch wenn die Gesinnung der taz-Mitarbeiter davon nicht direkt betroffen wird.
EUGEN SCHELLING, Freiburg
Gefährdete Unabhängigkeit
Wie wäre es, wenn z. B. Monsanto Werbung für Roundup machen würde? Es stellt sich irgendwann die Frage, wo Ihre so geliebte Unabhängigkeit bleibt, wenn diese Anzeigen finanziell wichtig für die taz sind.
GERLINDE SEIDEL,Wilhelmsfeld
Ein No-Go
Ich bin gerade deshalb Genosse bei der taz, weil ich als Ex-Zivi und überzeugter Pazifist wenigstens in diesem Blatt keinerlei Einflussnahme der Rüstungsindustrie und des Militärischen sehen will. Deshalb sind für mich Bundeswehr-Anzeigen in der taz ein No-Go.
MARKUS SCHÄFER,München
X-Beliebigkeit
Ihre Begründung der Veröffentlichung der Bundeswehranzeige könnte von jeder x-beliebigen Boulevardzeitung stammen. Darüber bin ich sehr enttäuscht.
ULRICH KARSTEN,München
Unerträglich
Ich finde diese ganzseitigen Werbeanzeigen unerträglich.
DOROTHEE BENEMANN,Essen
Abschaffen
60 Jahre Bundeswehr – kein Grund zum feiern. Was können wir zu ihrer Abschaffung beitragen? ENNO PRAHM,Hamburg
Kontroverse Kultur
Ich werde meine taz sicher auch weiter lesen, weil ich euch auch für eure kontroverse Kultur sehr schätze, allerdings hätte ich mich gegen eine solche Anzeige in der taz ausgesprochen.
CHRISTINE VILA MÜLLER,Nidderau
Krass
Ich will keine Anzeige der Bundeswehr in der taz sehen und schon gar keine halb- oder ganzseitige! Echt krass! Ich hätte das – ehrlich gesagt – nicht für möglich gehalten. Ich hoffe, das war auch das letzte Mal!
URSULA HERTEL-LENZ, Berlin
Eine Zumutung
Werbung ist nie zweckfrei. Ich persönlich beurteile Medien auch danach, welche Werbung darin gemacht wird, welche Zielgruppe das lesen, hören oder sehen muss! Also nicht danach, welche Zielgruppe der Werber ansprechen will, sondern danach welche Werbung mutet das jeweilige Medium (hier die taz) dem Leser, Hörer, oder Zuschauer zu. Und hier hört der Spaß mit der Bundeswehr dann definitiv auf!
MICHAEL LEHMANN, Eltville
Betriebswirtschaft im Kopf
Ich bin nicht Genosse geworden, um meinen größten GegnerInnen eine Pla(t)tform zu geben! Ich bin Genosse, um eine einigermaßen unabhängige „Zeitung“ zu unterstützen! Die Tendenz der taz ist nicht mehr vom Mainstream zu unterscheiden, wenn Geschäftsführer nur noch anzeigenabhängige Betriebswirtschaft im Kopf haben! Muss ich mir als Kriegsgegner und Friedensaktivist es antun, sarkastische asoziale gesellschaftszerstörende Anzeigen in meiner Genossenschaftszeitung anzuschauen?
PETER SCHWARZ-WIDOW, Ahaus
Dammbruch
Als taz-Genossenschafterin erwarte ich, dass Werbeanzeigen bewertet werden! Aber auf keinen Fall darf der Damm gebrochen werden, der finanzkräftige, aber mit den Zielen der taz nicht zu vereinbarende Anzeigen, erlaubt.
MARIANNE LINK,Heidelberg
Klare Kante zeigen
Meiner Meinung nach gehören die Anzeigen der Bundeswehr nicht in die taz. Die taz vertritt redaktionell eine bestimmte Haltung, weshalb ich ja auch Genosse geworden bin und sie regelmäßig lese. Die taz sollte nicht wegen des Geldes „neutral“ sein gegenüber Anzeigenkunden, sondern auch dort klare Kante zeigen.
ANDREAS BÖHRS,Bergisch-Gladbach
Ein Glaubwürdigkeitsproblem
Von der taz wünsche ich mir positive Beiträge zu Abrüstung, Friedensförderung und zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Ein Grund die taz abzubestellen ist die Anzeige nicht, aber ich denke, sie schafft doch ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem. GABRIELE KENTRUP,Frankfurt am Main
Mut zur ethischen Klarheit
Mir leuchtet überhaupt nicht ein, warum gewisse Anzeigen nicht abgelehnt werden können. Es geht ja inzwischen schon in vielen anderen Bereichen (z. B. Fonds), dass nach gewissen Kriterien entschieden wird. Das wäre auch im Blick auf Anzeigen zu machen. Also: mehr Mut zu ethischer Klarheit! Das ist Unabhängigkeit!
CORNELIA EBERLE,Reutlingen
Heuchelei
Die Anzeigen der taz sollten die Einstellungen der Genossen und Leser respektieren. Waffen, Gentechnik, Atomkraft, Finanz-Macht hat in der taz nichts zu suchen. Die taz kann sich nicht vom Inhalt der Anzeigen distanzieren und das Geld kassieren. Das ist Heuchelei. MICHAEL ARTMANN, Quickborn
Bauchweh
Es ist gut zu wissen, dass ihr auch alle Bauchschmerzen bei diesem Thema habt. Längst nicht alle Zeitungen können das von sich sagen. Da wird mein Bauchweh gleich erträglicher.
F LOTHAR WINKELHOCH
Gummersbach
Empfohlener externer Inhalt
Vollstes Vertrauen
Die Bundeswehr ist Teil der deutschen Gesellschaft und Angesichts des Zustands unserer Welt – ein notwendiges Übel. Und sie ist eben auch nützlich ab und zu: als Nothelfer bei der Bewältigung der Folgen zahlloser politischer Fehlleistungen der Vergangenheit und Gegenwart. Und als Retter im eigenen Land, wenn es denn gar nicht anders geht. Dass die taz gegen Geld Platz auf den weniger wichtig werdenden Papierseiten macht, das finde ich schon gar nicht störend, sondern völlig selbstverständlich. Die Unabhängigkeit der Zeitung leidet darunter gar nicht, im Gegenteil. Da hab ich vollstes Vertrauen in alle tazler, vom Hausmeister angefangen bis zur Chefredaktion.
THOMMIE ROTHER,Esslingen
Warum nicht?
Im Sinne von absoluter Pressefreiheit gehört es auch dazu Anzeigen zu schalten die eventuell kontrovers diskutiert werden. Solange es Unternehmen gibt, die der taz nicht sehr nahe stehen und trotzdem eine Anzeige schalten wollen – warum nicht? Ich freue mich auf rege Diskussionen. Weiter so!
ANETTE RÜNGELER,Unna
Anzeigenknete
Ich habe die Anzeigen der Bundeswehr in der taz amüsiert zur Kenntnis genommen. Ist doch klasse, wenn die damit unsere taz unterstützen und nicht nur die restliche Presse. Die Redaktion muss unabhängig von Anzeigenkunden sein, das erwarte ich. Ich hoffe, dass taz-Leser auch Anzeigen eigenständig beurteilen können. Also: her mit der Anzeigenknete.
AXEL GRAEF,Felsberg
Fette Beute
Immer wenn ich so eine Anzeige von Bundeswehr, Exxon oder wem auch immer in der taz sehe, zumal ganzseitige, dann denke ich mir: fette Beute! Gut für meine Zeitung!
ANDRÈ PODSZUS,Norderstedt
Unabhängigkeit
Als wir die taz aufschlugen und die Bundeswehranzeige lasen sagte mein Mann sofort, das gibt wieder Austritte und Debatten.
KAYRA SCHWEICKHARDT und DR. MATTHIAS DELBRÜCK,Dossenheim
Locker bleiben
Immer her mit den Anzeigen. Wer wegen einer Anzeige in der taz zur Bundeswehr geht, würde das auch tun, wenn die Anzeige dort nicht stünde. Und so weiter. Immer schön locker bleiben. Fundamentalisten gibt’s ohnehin schon zu viele.
MARTIN WIESBECK,München
Nur noch für Reiche
Man muss ja irgendwie Geld reinbekommen, um eine Zeitung herstellen zu können. Und ich bin sicher, wenn die Zeitung ohne Anzeigen auskommen muss, wird sie so teuer, dass die Genossen, die sich gegen die Anzeigen beschweren, sich darüber beschweren, dass die taz zu einer „Nur-für-Reiche“-Zeitung geworden sei.
WOLFGANG MALL,Freiburg
Uraltes Feindbild
Mir ist eine solide finanzierte und damit zukunftsfähige taz wichtig – und Anzeigen gehören für Zeitungen sicherlich zur soliden Finanzierung. Die Bundeswehr ist als Feindbild uralt; ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass nicht alle Menschen gut sind und dass man nicht alle Konflikte in einem „vernünftigen“ Gespräch lösen kann. Ich halte daher eine demokratisch kontrollierte Armee für sinnvoll und habe daher auch nichts gegen Anzeigen der Bundeswehr.
WALTER STROHSCHEIN,Ennpetal
Bewertungsdiskussionen
Ich sehe die taz nicht in der Verantwortung bei Anzeigen moralisch zu filtern, außer dass die Menschenwürde oder das Grundgesetz verletzt wäre. Bei Bauchschmerzen aus Sorge vor Identitätsverlust-Angstreaktionen einiger Leser bleibt immer die Möglichkeit eines redaktionellen Beitrags. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Energie nicht in Bewertungsdiskussionen verschleißen müsst.
REINER NITSCHE,Stuttgart
Eine Art Zensur
Obwohl ich Kriegsdienstverweigerer bin, fände ich es nicht gut, wenn die taz keine Bundeswehranzeigen abdrucken würde. Für mich wäre das eine Art Zensur.
MANFRED KIONKE,Marburg
Moral gegen Moral
Die taz ist ein Wirtschaftsunternehmen in einem kapitalistisch orientierten Markt. Als Organ ist sie Kapitalist. Sie leistet sich im besten Sinne, was andere Ausbeutung nennen, nämlich Mitarbeiter unter Tarif zu bezahlen, systematisch und mit Zustimmung ihrer Genossen. Es gibt kein Richtiges im Falschen. Es gibt überhaupt kein Richtiges. Die Haltung der taz zu Anzeigen heißt für alle, die sie tragen, auch etwas aushalten zu wollen, was man dezidiert nicht gut findet! Es wird für jeden Grenzen geben, da wo die eigene Haltung mit der obigen Haltung in Konflikt gerät. Ich nehme an, bei den meisten taz-Leserinnen hat es irgendwo im Körper gegrummelt angesichts der Bundeswehranzeige. Mir scheint es aber unpassend, als Wertung ausgedrückt scheinheilig, wenn Genossen ihre Abos kündigen, weil sie mit der Veröffentlichung einer Anzeige für die Bundeswehr, schon den Rubikon überschritten sehen, aber die tägliche Ausbeutung der Mitarbeiter der taz für noch passend halten. Ich plädiere dafür, nicht Moral gegen Moral zu setzen.
PETER KRÄMER,Bielefeld
Willkommene Einnahme
Ich habe mit Anzeigen der Bundeswehr in der taz keinerlei Problem. Als mündiger Leser kann ich selbst entscheiden, ob und wie ich mich durch eine Anzeige in der taz beeinflussen lasse. Die Einnahme für die taz ist auf jeden Fall willkommen. Wenn die Bundeswehr doch nur viel mehr Geld so sinnvoll anlegen würde!
WILHELM VON HEESE,Castrop-Rauxel
Berufsethik
Schön, dass bei der taz immer noch diskutiert wird über solche Angelegenheiten – in vielen Unternehmen ist und war das nie der Fall! Da zeigt, dass die taz-Mitarbeiter noch einen Sinn für Werte & Ideale haben, somit ihre Berufsethik noch ernst nehmen und nicht bereits völlig abgestumpft sind. Und wieder: Wer hat denn das heutzutage noch – Berufsethik?
ATABAK GHASHGHAI,München
Instrument der Exekutive
Seit zehn Jahren bin ich Soldat der Bundeswehr. Seit fünf Jahren sogar Offizier. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass wer den Militarismus verabscheut in der Bundeswehr genau richtig ist. Man kann einfach nicht sagen, dass die Bundeswehr ein Interesse daran hat, Konflikte gewaltsam zu lösen. Wir sind ein Instrument der Exekutive der Bundesrepublik Deutschland. Wenn Steuergelder in meine Lieblingszeitung fließen statt in Rüstungsprojekte, freut mich das sehr. Wer seine Entscheidung für ein Abonnement der taz von einer Anzeige der Bundeswehr abhängig macht, entmündigt damit die taz-LeserInnen, indem ihnen die Fähigkeit abgesprochen wird, ein eigenes Urteil zu fällen.
MAX BRODERSEN,Baumholder
Zum Erhalt unserer Zeitung
Nach kurzer Diskussion kommen wir zum Schluss, dass die Anzeige kaum irgendwo besser aufgehoben sein kann, als in unserer taz: ganze Seite = null Wirkung. Und Geld zum Erhalt unserer Zeitung haben sie dafür auch noch gezahlt – hoffentlich nicht zu knapp!
CHRISTINA OHLHUS & HARALD SCHERBACH,Frankfurt am Main
Subversiver Plan
Nervös würde ich erst, wenn sich solche Anzeigen massiv häufen würden, weil sich mir dann die Frage stellen würde, ob die damit einen subversiven Plan verfolgen.
ANDREAS ROTERS,Schwerte
Bundeswehr hilft Flüchtlingen
Ich kann nichts verwerfliches daran finden, dass die taz eine Bundeswehr-Anzeige schaltet. Auch die Bundeswehr hilft den Flüchtlingen , in dem sie Zelte mit aufbaut. Das sollte auch die Leserschaft der taz mitberücksichtigen.
MARTIN BRÖMER,Iserlohn
Elitenbildung und Führerprinzip
Warum gibt es eigentlich keinen Aufschrei, wenn wieder einmal eine Anthroposophen-Wochenendausgabe erscheint? Schließlich ist der Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner ein Anhänger einer strammen Elitebildung und des Führerprinzips. Danke für die taz, so wie sie ist – mit allen Widersprüchen.
KLAUS GLATZEL,Münster
Nicht in Schönheit sterben
Ich finde es klasse, wenn solche Firmen die taz auch noch finanzieren und zeigt, dass die gar nicht über Zielgruppen nachdenken. Also bitte die Anzeigen weiter annehmen und nicht in Schönheit sterben. taz- Leser fallen sicherlich nicht auf solche Anzeigen rein, sie bewirken durch ihr Geld also Gutes.
ULRICH BEHNING,Walldorf
Begrüßenswerte Steuergelder
Die wichtigste Frage, die ich mir beim Betrachten der Bundeswehr-Anzeige gestellt habe,wird hier leider nicht beantwortet: Es handelt sich in diesem Fall schließlich um Steuergelder, und da kann ich es nur begrüßen, wenn diese nicht komplett bei Springer und Co. landen, sondern die taz auch ein bisschen‚was abbekommt.
JENS BOCK,Esslingen
Geld für Pazifismus
Nehmt das Geld und steckt es direkt in einen pazifistischen Artikel. ROLLIE JÄGER,Krefeld
Mehr Gelassenheit
Natürlich darf die Bundeswehr eine Anzeige schalten. Warum denn nicht? Man muss ja mit der Werbung inhaltlich nicht einverstanden sein. Das gilt auch für Anzeigen von Sigmar Gabriel. Ich finde, man darf das ruhig gelassener sehen.
ANDREAS PORSCH,Neuried
Dann fehlt Unterstützung
Ich finde es mutig von der Bundeswehr, in das taz eine Anzeige zu schalten. Ich finde es genau so mutig von der taz, die Anzeige zu drucken. Das jemand deshalb sein Abo kündigt, halte ich persönlich für übertrieben. Damit ist die Bundeswehr nicht weg, aber der taz fehlt eine unterstützende Person.
ULRICH SCHWARZ,Braunschweig
Nicht auf Kurs bringen
Was für eine Aufregung! Das war ja keine Anzeige des IS oder für das Buch eines Holocaust-Leugners. Die Anzeigen würde die taz bei aller Offenheit wohl doch nicht drucken, denn die Basis der Arbeit in der Redaktion und im Anzeigengeschäft sind doch Recht und Gesetz, immer mit dem Grundgesetz unterm Arm, wie man zu meiner Jugendzeit sagte. Die Bundeswehr schießt auf gesetzlicher Basis seit ihrer Gründung, und dann soll sie doch auch zum Erhalt der taz beitragen. Die Unabhängigkeit der Redaktion braucht kein Geschäftsführer zu betonen, sie zeigt sich für mich immer wieder in wütenden Leserbriefen. Denn auch von denen lässt sich die taz nicht „auf Kurs“ bringen.
MICHAEL KÖHNCKE,Hamburg
Über allem
Auch ich bin hin- und hergerissen in meiner Meinung. Das Thema mit der Bundeswehr ist für mich als Zivi auch nicht leicht. Alles was taz stärkt, sollten wir tun – und was der taz schadet, sollten wir ablehnen. Nun was tun? Schwierig! Es spricht jedoch auch nichts dagegen in Zukunft eine Haltung zu haben und diese Haltung darf auch gegen Gewalt zu sein – die Bundeswehr steht für die Ausbildung zum Töten lernen – das sollten wir nicht vergessen – wir sollten uns als taz dessen sehr bewusst sein und in Zukunft fragen, ob wir das unterstützen möchten. Als unabhängige Zeitung dürfen wir eine Meinung haben und zu dieser auch stehen.
KLAUS BRUDER,Appenweiler
Empfohlener externer Inhalt
Vollstes Vertrauen
Die Bundeswehr ist Teil der deutschen Gesellschaft und Angesichts des Zustands unserer Welt – ein notwendiges Übel. Und sie ist eben auch nützlich ab und zu: als Nothelfer bei der Bewältigung der Folgen zahlloser politischer Fehlleistungen der Vergangenheit und Gegenwart. Und als Retter im eigenen Land, wenn es denn gar nicht anders geht. Dass die taz gegen Geld Platz auf den weniger wichtig werdenden Papierseiten macht, das finde ich schon gar nicht störend, sondern völlig selbstverständlich. Die Unabhängigkeit der Zeitung leidet darunter gar nicht, im Gegenteil. Da hab ich vollstes Vertrauen in alle tazler, vom Hausmeister angefangen bis zur Chefredaktion.
THOMMIE ROTHER,Esslingen
Warum nicht?
Im Sinne von absoluter Pressefreiheit gehört es auch dazu Anzeigen zu schalten die eventuell kontrovers diskutiert werden. Solange es Unternehmen gibt, die der taz nicht sehr nahe stehen und trotzdem eine Anzeige schalten wollen – warum nicht? Ich freue mich auf rege Diskussionen. Weiter so!
ANETTE RÜNGELER,Unna
Anzeigenknete
Ich habe die Anzeigen der Bundeswehr in der taz amüsiert zur Kenntnis genommen. Ist doch klasse, wenn die damit unsere taz unterstützen und nicht nur die restliche Presse. Die Redaktion muss unabhängig von Anzeigenkunden sein, das erwarte ich. Ich hoffe, dass taz-Leser auch Anzeigen eigenständig beurteilen können. Also: her mit der Anzeigenknete.
AXEL GRAEF,Felsberg
Fette Beute
Immer wenn ich so eine Anzeige von Bundeswehr, Exxon oder wem auch immer in der taz sehe, zumal ganzseitige, dann denke ich mir: fette Beute! Gut für meine Zeitung!
ANDRÈ PODSZUS,Norderstedt
Unabhängigkeit
Als wir die taz aufschlugen und die Bundeswehranzeige lasen sagte mein Mann sofort, das gibt wieder Austritte und Debatten.
KAYRA SCHWEICKHARDT und DR. MATTHIAS DELBRÜCK,Dossenheim
Locker bleiben
Immer her mit den Anzeigen. Wer wegen einer Anzeige in der taz zur Bundeswehr geht, würde das auch tun, wenn die Anzeige dort nicht stünde. Und so weiter. Immer schön locker bleiben. Fundamentalisten gibt’s ohnehin schon zu viele.
MARTIN WIESBECK,München
Nur noch für Reiche
Man muss ja irgendwie Geld reinbekommen, um eine Zeitung herstellen zu können. Und ich bin sicher, wenn die Zeitung ohne Anzeigen auskommen muss, wird sie so teuer, dass die Genossen, die sich gegen die Anzeigen beschweren, sich darüber beschweren, dass die taz zu einer „Nur-für-Reiche“-Zeitung geworden sei.
WOLFGANG MALL,Freiburg
Uraltes Feindbild
Mir ist eine solide finanzierte und damit zukunftsfähige taz wichtig – und Anzeigen gehören für Zeitungen sicherlich zur soliden Finanzierung. Die Bundeswehr ist als Feindbild uralt; ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass nicht alle Menschen gut sind und dass man nicht alle Konflikte in einem „vernünftigen“ Gespräch lösen kann. Ich halte daher eine demokratisch kontrollierte Armee für sinnvoll und habe daher auch nichts gegen Anzeigen der Bundeswehr.
WALTER STROHSCHEIN,Ennpetal
Bewertungsdiskussionen
Ich sehe die taz nicht in der Verantwortung bei Anzeigen moralisch zu filtern, außer dass die Menschenwürde oder das Grundgesetz verletzt wäre. Bei Bauchschmerzen aus Sorge vor Identitätsverlust-Angstreaktionen einiger Leser bleibt immer die Möglichkeit eines redaktionellen Beitrags. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Energie nicht in Bewertungsdiskussionen verschleißen müsst.
REINER NITSCHE,Stuttgart
Eine Art Zensur
Obwohl ich Kriegsdienstverweigerer bin, fände ich es nicht gut, wenn die taz keine Bundeswehranzeigen abdrucken würde. Für mich wäre das eine Art Zensur.
MANFRED KIONKE,Marburg
Moral gegen Moral
Die taz ist ein Wirtschaftsunternehmen in einem kapitalistisch orientierten Markt. Als Organ ist sie Kapitalist. Sie leistet sich im besten Sinne, was andere Ausbeutung nennen, nämlich Mitarbeiter unter Tarif zu bezahlen, systematisch und mit Zustimmung ihrer Genossen. Es gibt kein Richtiges im Falschen. Es gibt überhaupt kein Richtiges. Die Haltung der taz zu Anzeigen heißt für alle, die sie tragen, auch etwas aushalten zu wollen, was man dezidiert nicht gut findet! Es wird für jeden Grenzen geben, da wo die eigene Haltung mit der obigen Haltung in Konflikt gerät. Ich nehme an, bei den meisten taz-Leserinnen hat es irgendwo im Körper gegrummelt angesichts der Bundeswehranzeige. Mir scheint es aber unpassend, als Wertung ausgedrückt scheinheilig, wenn Genossen ihre Abos kündigen, weil sie mit der Veröffentlichung einer Anzeige für die Bundeswehr, schon den Rubikon überschritten sehen, aber die tägliche Ausbeutung der Mitarbeiter der taz für noch passend halten. Ich plädiere dafür, nicht Moral gegen Moral zu setzen.
PETER KRÄMER,Bielefeld
Willkommene Einnahme
Ich habe mit Anzeigen der Bundeswehr in der taz keinerlei Problem. Als mündiger Leser kann ich selbst entscheiden, ob und wie ich mich durch eine Anzeige in der taz beeinflussen lasse. Die Einnahme für die taz ist auf jeden Fall willkommen. Wenn die Bundeswehr doch nur viel mehr Geld so sinnvoll anlegen würde!
WILHELM VON HEESE,Castrop-Rauxel
Berufsethik
Schön, dass bei der taz immer noch diskutiert wird über solche Angelegenheiten – in vielen Unternehmen ist und war das nie der Fall! Da zeigt, dass die taz-Mitarbeiter noch einen Sinn für Werte & Ideale haben, somit ihre Berufsethik noch ernst nehmen und nicht bereits völlig abgestumpft sind. Und wieder: Wer hat denn das heutzutage noch – Berufsethik?
ATABAK GHASHGHAI,München
Instrument der Exekutive
Seit zehn Jahren bin ich Soldat der Bundeswehr. Seit fünf Jahren sogar Offizier. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass wer den Militarismus verabscheut in der Bundeswehr genau richtig ist. Man kann einfach nicht sagen, dass die Bundeswehr ein Interesse daran hat, Konflikte gewaltsam zu lösen. Wir sind ein Instrument der Exekutive der Bundesrepublik Deutschland. Wenn Steuergelder in meine Lieblingszeitung fließen statt in Rüstungsprojekte, freut mich das sehr. Wer seine Entscheidung für ein Abonnement der taz von einer Anzeige der Bundeswehr abhängig macht, entmündigt damit die taz-LeserInnen, indem ihnen die Fähigkeit abgesprochen wird, ein eigenes Urteil zu fällen.
MAX BRODERSEN,Baumholder
Zum Erhalt unserer Zeitung
Nach kurzer Diskussion kommen wir zum Schluss, dass die Anzeige kaum irgendwo besser aufgehoben sein kann, als in unserer taz: ganze Seite = null Wirkung. Und Geld zum Erhalt unserer Zeitung haben sie dafür auch noch gezahlt – hoffentlich nicht zu knapp!
CHRISTINA OHLHUS & HARALD SCHERBACH,Frankfurt am Main
Subversiver Plan
Nervös würde ich erst, wenn sich solche Anzeigen massiv häufen würden, weil sich mir dann die Frage stellen würde, ob die damit einen subversiven Plan verfolgen.
ANDREAS ROTERS,Schwerte
Bundeswehr hilft Flüchtlingen
Ich kann nichts verwerfliches daran finden, dass die taz eine Bundeswehr-Anzeige schaltet. Auch die Bundeswehr hilft den Flüchtlingen , in dem sie Zelte mit aufbaut. Das sollte auch die Leserschaft der taz mitberücksichtigen.
MARTIN BRÖMER,Iserlohn
Elitenbildung und Führerprinzip
Warum gibt es eigentlich keinen Aufschrei, wenn wieder einmal eine Anthroposophen-Wochenendausgabe erscheint? Schließlich ist der Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner ein Anhänger einer strammen Elitebildung und des Führerprinzips. Danke für die taz, so wie sie ist – mit allen Widersprüchen.
KLAUS GLATZEL,Münster
Nicht in Schönheit sterben
Ich finde es klasse, wenn solche Firmen die taz auch noch finanzieren und zeigt, dass die gar nicht über Zielgruppen nachdenken. Also bitte die Anzeigen weiter annehmen und nicht in Schönheit sterben. taz- Leser fallen sicherlich nicht auf solche Anzeigen rein, sie bewirken durch ihr Geld also Gutes.
ULRICH BEHNING,Walldorf
Begrüßenswerte Steuergelder
Die wichtigste Frage, die ich mir beim Betrachten der Bundeswehr-Anzeige gestellt habe,wird hier leider nicht beantwortet: Es handelt sich in diesem Fall schließlich um Steuergelder, und da kann ich es nur begrüßen, wenn diese nicht komplett bei Springer und Co. landen, sondern die taz auch ein bisschen‚was abbekommt.
JENS BOCK,Esslingen
Geld für Pazifismus
Nehmt das Geld und steckt es direkt in einen pazifistischen Artikel. ROLLIE JÄGER,Krefeld
Mehr Gelassenheit
Natürlich darf die Bundeswehr eine Anzeige schalten. Warum denn nicht? Man muss ja mit der Werbung inhaltlich nicht einverstanden sein. Das gilt auch für Anzeigen von Sigmar Gabriel. Ich finde, man darf das ruhig gelassener sehen.
ANDREAS PORSCH,Neuried
Dann fehlt Unterstützung
Ich finde es mutig von der Bundeswehr, in das taz eine Anzeige zu schalten. Ich finde es genau so mutig von der taz, die Anzeige zu drucken. Das jemand deshalb sein Abo kündigt, halte ich persönlich für übertrieben. Damit ist die Bundeswehr nicht weg, aber der taz fehlt eine unterstützende Person.
ULRICH SCHWARZ,Braunschweig
Nicht auf Kurs bringen
Was für eine Aufregung! Das war ja keine Anzeige des IS oder für das Buch eines Holocaust-Leugners. Die Anzeigen würde die taz bei aller Offenheit wohl doch nicht drucken, denn die Basis der Arbeit in der Redaktion und im Anzeigengeschäft sind doch Recht und Gesetz, immer mit dem Grundgesetz unterm Arm, wie man zu meiner Jugendzeit sagte. Die Bundeswehr schießt auf gesetzlicher Basis seit ihrer Gründung, und dann soll sie doch auch zum Erhalt der taz beitragen. Die Unabhängigkeit der Redaktion braucht kein Geschäftsführer zu betonen, sie zeigt sich für mich immer wieder in wütenden Leserbriefen. Denn auch von denen lässt sich die taz nicht „auf Kurs“ bringen.
MICHAEL KÖHNCKE,Hamburg
Über allem
Auch ich bin hin- und hergerissen in meiner Meinung. Das Thema mit der Bundeswehr ist für mich als Zivi auch nicht leicht. Alles was taz stärkt, sollten wir tun – und was der taz schadet, sollten wir ablehnen. Nun was tun? Schwierig! Es spricht jedoch auch nichts dagegen in Zukunft eine Haltung zu haben und diese Haltung darf auch gegen Gewalt zu sein – die Bundeswehr steht für die Ausbildung zum Töten lernen – das sollten wir nicht vergessen – wir sollten uns als taz dessen sehr bewusst sein und in Zukunft fragen, ob wir das unterstützen möchten. Als unabhängige Zeitung dürfen wir eine Meinung haben und zu dieser auch stehen.
KLAUS BRUDER,Appenweiler
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