piwik no script img

Anja Krüger über die Zusammenarbeit von Unis und KonzernenElite des Turbo-Studiums

Das ist Elitenreproduktion auf die Spitze getrieben: Hochschulen verkaufen die Adressen der Jahrgangsbesten an Unternehmen, damit die gezielt Nachwuchskräfte rekrutieren können. Firmen ersparen sich so die teure Suche nach Personal. Die Zielgruppe empfindet das nicht ohne Grund als Privileg – der frühe Zugang zu Konzernvorständen und exklusiven Treffen zahlt sich später gewiss aus. Das ist die abgespeckte Form der Elite-Universität.

Viele Studierende wünschen sich, dass Hochschulen sehr viel enger „mit der Wirtschaft“ zusammenarbeiten. Sie versprechen sich davon gute Jobaussichten. Denn ein Hochschulabschluss, auch ein sehr guter, ist kein Garant für einen guten Arbeitsplatz. In Zeiten der Turbo-Studiengänge ist es für Studierende sehr viel schwerer als früher, mit einem Job oder Praktikum Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen. Mehr denn je hängen die Karriereaussichten von Kontakten und Habitus ab, die junge Menschen von ihren Eltern mitbekommen. Aber: Wenn Hochschulen wie in Frankfurt, Kontaktanbahnung zwischen Unternehmen und Jahrgangsbesten betreiben, dann überschreiten sie Grenzen. Sie egalisieren nicht, sie selektieren. An die Universitäten kommen ohnehin vor allem Privilegierte. Wie in Schulen sagen Noten wenig über Talente, sondern etwas über die individuelle Bedingungen aus. Wer sein Studium mit einem Nebenjob finanzieren muss, sich teure Lehrmittel nicht leisten kann und dessen Eltern nicht den gleichen Studiengang absolviert haben, gehört eher nicht zu den besten fünf Prozent.

Für Firmen ist der Kauf der Bestenliste eine weitere Einflussmöglichkeit. Universitäten, die für die Kontaktanbahnung Geld nehmen, sind nicht Dienstleister der Studierenden, sondern der Firmen. Es muss aber anders herum sein. Unternehmen machen sich Hochschulen mit Stiftungslehrstühlen, Forschungsprojekten und Spenden ohnehin schon viel zu sehr zu Diensten.

Inland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen