: Eingesperrt sein, BürgerIn und Mensch bleiben
Vergittert Inhaftierte abgeschnitten von Nach-richtenversorgung. Abo-Spende kann das ändern
Von Irene Scheda
Menschen in Haft sind im Alltag meist kein Thema. Ja, sie sollen vielleicht auch gar kein Thema sein – für die Mehrheit außerhalb der Gefängnistore. Die taz verfolgt eine andere Herangehensweise: Seit ihrer Gründung und bis heute ist es uns ein Anliegen, dass Menschen hinter Gittern nicht vergessen werden. Solidarität, Grundpfeiler dieses Zeitungsprojekts, macht für uns vor den Gefängnismauern nicht halt.
Mehr noch, wir kommen selbst zu den Inhaftierten – als gedruckte Zeitung. „Jedem Knacki seine taz“ war der Leitspruch, als sich 1985, kaum sechs Jahre nach Gründung der taz, der Verein Freiabos für Gefangene e. V. gründete, der die spendenbasierte Versorgung von Inhaftierten mit der taz (und seither auch vielen anderen Zeitungen) formalisierte. Eine notwendige Institutionalisierung, war die Nachfrage doch schon damals in einem Umfang gewachsen, der es der taz-Redaktion und dem -Vertrieb unmöglich machte, neben dem Tagesgeschäft auch noch die Knastabo-Anfragen zu bearbeiten.
Denn diese Briefe aus dem Knast sind eine spezielle Aufgabe. Bis heute landen bei uns die oft schwer entzifferbaren Schreiben von Gefangenen, in denen die Anfrage nach einem taz-Abo zwischen Gedichten oder Beschreibungen von Missständen im Gefängnisalltag aufgespürt werden muss.
Die taz beliefert zurzeit täglich gut 500 Inhaftierte, und jeder Gefangene gibt die taz an durchschnittlich zehn Mitgefangene zum Lesen weiter. Von einer Knastabo-Spende profitieren also meist gleich mehrere. Und deren Dankbarkeit ist der Lohn unserer Arbeit: „Oft habe ich in eurer Zeitung gelesen, um auf andere Gedanken zu kommen, um Trost und Hoffnung auf bessere Zeiten in meinem Leben zu finden. Ich möchte mich bei denen bedanken, die diese Abos in den Knast spenden. (Inhaftierter aus der JVA Schwalbach).
Ein Dank, den wir nur weitergeben können an all jene, die mit ihrer Abo-Spende Gefangene täglich mit Informationen, Meinungen und Geschichten versorgen, sie mitdenken, mitfühlen und auch mal schmunzeln lassen. Ihnen also ermöglichen, Mensch und BürgerIn zu sein und zu bleiben.
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