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„Auf Deutsch denken“

Integration Pragya Jain hilft Migranten beim Deutsch Lernen – dabei entstehen Freundschaften

Pragya Jain

36, macht ihren Bundesfreiwilligendienst bei den Bücherhallen und ist Gruppenleiterin bei „Dialog in Deutsch“.

taz: Frau Jain, was ist das Projekt „Dialog in Deutsch“?

Pragya Jain: Ein Integrationsprojekt der Bücherhallen: Leute, die Deutsch sprechen können, helfen denen, die Deutsch lernen wollen. Es geht darum, auf Deutsch zu denken, auf Deutsch zu sprechen und zu spielen. Das beste daran ist, dass es keine strikten Regelungen gibt. Man kann einfach kommen und teilnehmen, ohne Registrierung und ohne Anmeldung.

Wer darf zu den Gesprächsrunden kommen?

Alle Leute, die die Sprache lernen möchten – nicht nur Flüchtlinge. Das eigene Sprachniveau ist erstmal nebensächlich. Am Anfang denkt man in der eigenen Sprache, übersetzt es im Kopf und sagt irgendwas. Irgendwann klappt es, dass man ganze Sätze bilden und auch mal einen Witz machen kann.

Was ist der Unterschied zu einem normalen Deutschkurs?

Es gibt keine Tafel, keine Hausaufgaben, keine Prüfungen und keine Vorgaben, was gemacht werden muss. Wir treffen uns mit einer Tasse Tee oder Kaffee und ein paar Keksen. Wir fragen uns, was wir gestern erlebt haben oder was wir heute noch machen wollen. So eröffnen wir langsam die Runde und finden zu einem Thema. Unsere Konversationsgruppe geht über das Erlernen der Sprache hinaus. Als ich in Altona selber noch Teilnehmerin war, hatten wir eine feste Gruppe, die richtig zusammengehalten hat. Bei Festen haben wir jedem etwas mitgebracht. Einige Freundschaften aus dieser Zeit bestehen bis heute.

Wie kam es dazu, dass Sie die Gespräche jetzt selbst leiten?

Ich bin 2005 mit meinem Mann aus Indien nach Deutschland gekommen. Er hat hier als IT-Berater gearbeitet und ich wollte mehr Deutsch lernen. Als ich einen Flyer der Bücherhallen gefunden habe, habe ich ihn mit Google übersetzt und gesehen, dass man da etwas machen kann. Ich war lange und regelmäßig als Teilnehmerin dabei. Dann hatte ich die Möglichkeit, durch den Bundesfreiwilligendienst selbst bei den Bücherhallen anzufangen und richtig mitzuhelfen.

Warum machen Sie das?

Bei „Dialog in Deutsch“ wird man nicht bewertet und ist respektvoll zueinander. Die anderen Teamer und natürlich die Teilnehmer motivieren mich. Die Gespräche machen Spaß. Es ist schön, wenn mal alle Leute mitreden können.

Interview: Morten Luchtmann

Eröffnung der Fotoausstellung über Ehrenamtliche in den Bücherhallen: 18.30 Uhr, Zentralbibliothek, Hühnerposten 1

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