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Japan will wieder Wale jagen

TIERSCHUTZ Trotz Verbots des Internationalen Gerichtshofs kündigt die Regierungein neues Walfangprogramm an – erneut unter dem Deckmantel der Wissenschaft

VON Reinhard Wolff

STOCKHOLM taz | Japan will den Walfang in den Gewässern vor der Antarktis wieder aufnehmen. Die Regierung in Tokio kündigte eine Wiederaufnahme der Waljagd für Beginn des kommenden Jahres an. Trotz eines internationalen Walfangmoratoriums und eines Urteils des Internationalen Gerichtshofs, der den Fang für illegal erklärt hatte.

Wie schon in der Vergangenheit verschanzt sich Japan hinter einer „Forschungsklausel“ der internationalen Walfangkonvention. Danach ist als Ausnahme von dem seit 1986 geltenden prinzipiellen Walfangverbot ein Fang zu „wissenschaftlichen Zwecken“ zulässig. Japan hat unter dem Vorwand dieser Klausel seit 1987 vor der Antarktis 10.693 Zwergwale getötet, bis der Gerichtshof in Den Haag im Frühjahr 2014 den Fang stoppte, weil er in Wirklichkeit nur ein Deckmantel für kommerziellen und damit verbotenen Walfang gewesen sei.

„Krimineller Akt“

Walschützer von Sea Shepherd über die Fangpläne Japans

Doch Tokio gab nicht auf. Weil sich der gerichtliche Stopp formal auf das seinerzeitige „Jarpa II“-Walfangprogramm bezog, legte man kurzerhand ein neues „wissenschaftliches“ Programm vor. Das soll von der im Dezember beginnenden Saison 2015/16 an zehn Jahre lang laufen. Pro Saison sollen rund 300 Zwergwale getötet werden, in der kommenden Saison 333. Die dabei gewonnenen Daten brauche man „zum Walschutz“ und einem „besseren Management“.Zwar sieht die neue Fangquote zunächst wie ein Entgegenkommen aus, weil sie sich nur auf ein Drittel der bisherigen beläuft. Tatsächlich würde sie aber eine Ausweitung gegenüber dem tatsächlichen Fang der vergangenen Jahre bedeuten – 2012/13 waren beispielsweise nur 104, 2013/14 251 Zwergwale harpuniert worden. Vor allem aber, so der australische Exkommissar bei der internationalen Walfangkommission IWC, Michael Johnson: „Egal wie es Japan drehen und wenden will: Es ist keine Forschung ersichtlich, die voraussetzt, diese Tiere erst einmal zu töten.“ Tatsächlich behauptet das neue Programm zwar, man benötige „Stichproben getöteter Wale“, um an „belastbare wissenschaftliche Ergebnisse“ zu kommen – lässt aber eine Begründung vermissen. Die wissenschaftliche Kommission der IWC lehnte den entsprechenden Antrag daher als unzureichend ab.

Dass Japan diese wissenschaftlichen Einwände einfach ignoriert, bezeichnet Astrid Fuchs von der internationalen Walschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation als „Affront“. Die Walschützer von Sea Shepherd sprechen von einem „kriminellen Akt“, und der australische Umweltminister Greg Hunt verurteilte die Entscheidung „auf Schärfste“: Japan könne nicht einfach einseitig entscheiden, ob es sich an wissenschaftliche Empfehlungen halten wolle oder nicht.

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