: Flüchtlinge in die Produktion
Bildung AV-Dual, ein Mix aus Unterricht und Praktikum, wird Regelangebot
Um junge Flüchtlinge besser zu integrieren, ändert die Schulbehörde ihr Angebot. Bisherige Halbtagskurse wie „Berufsvorbereitung für Migranten“ werden ab dem 1. Februar durch ein ganztägiges Angebot namens „Dualisierte Ausbildung für Migrantinnen und Migranten“ (AVM-Dual) ersetzt. Dabei sind die Schüler an drei Tagen an einer Berufsschule und an zwei Tagen im Praktikum bei einem Betrieb. Das Angebot gelte für alle neu zugewanderten Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD), „unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus“.
Man wolle, dass Jugendliche „schnell Deutsch lernen, einen Schulabschluss machen, sich in die Gesellschaft eingliedern und eine Ausbildung beginnen“. Die Wirtschaft sei bereit, die dafür nötigen 2.000 Praktikumsplätze zur Verfügung zu stellen, sagt Michael Fröhlich vom Unternehmensverband UV-Nord. 74 Prozent der rund 41.000 Unternehmen hätten sich bereit erklärt, Flüchtlingen Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu bieten.
Die Schulbehörde stellt zudem rund 50 Mentoren ein, die die Jugendlichen in den Betrieb begleiten. Für das Programm gibt es seit August 2014 ein Pilotprojekt mit rund 180 Teilnehmern im ersten und 450 in zweiten Jahr. „Die Erfahrungen sind durchweg positiv“, sagt Berufsschulleiter Elmar Wind. Das Lernen der Sprache werde durch die Anwendung im Praktikum erleichtert. Allerdings dauert AVM-Dual zwei Jahre. Wie gut es glückt, junge Flüchtlinge danach in eine Ausbildung zu bringen, wird man erst im Herbst 2016 wissen. Da gibt es Zweifel.
Für Hamburger Jugendliche, die keine Ausbildung haben, wurde das Konzept als „AV-Dual“ bereits 2011 eingeführt. „Seitdem schafften erheblich mehr Jugendliche dem Sprung in die Ausbildung“, sagt Rabe. Allerdings löst der Senat bis heute das Versprechen, allen Jugendlichen eine Ausbildung zu verschaffen, nicht ein. Vom AV-Dual Jahrgang 2014/15 haben nur 40 Prozent eine Lehrstelle.
„Das Programm ist bestenfalls gut gemeint“, sagt Sabine Boeddinghaus von der Linksfraktion. Schon das alte AV-Dual sei wegen seiner viel zu schwachen Perspektiven nur ein „Abstellgleis für vermeintlich schulisch schwache Jugendliche“.
Die fraktionslose Abgeordnete Dora Heyenn (ebenfalls Linkspartei) sieht in dem ganztägigen Unterricht dagegen eine Verbesserung für die Flüchtlinge. Es müsse aber jeder AV-Absolvent – ob Flüchtling oder nicht – einen Ausbildungsplatz bekommen, „wenn nicht dual, dann staatlich“. KAJ
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