Die Werbepause: Für ganze Kerle
Müller fällt es offenbar schwer, seine Produkte an den Mann zu bringen – ja, „den Mann“. Milch ist eben kein cooler Männerdrink, schon gar nicht mit Schoko- oder Erdbeergeschmack. Echte Männer greifen zum kalten Bier, oder trinken Benzin direkt von der Zapfsäule. Süß-pappige, bunte Milchcocktails lassen sie links liegen.
Aber würden sie das auch mit lasziven Schönheiten machen, wenn sie sich direkt vor ihnen im Kühlregal räkeln, fragte sich Müller – und bedruckte sein Gesöff mit Zuckerpüppchen. Perfide ausgetrickst!
Protest gibt es seither von feministischer Seite. Die Verpackung sei sexistisch und die Frauenfiguren lüden zum „Vernaschtwerden“ ein, ärgerten sich Online-Kommentatorinnen.
Zudem hat Müller ausgerechnet für die Geschmacksrichtung Schoko ein schwarzes Pin-up-Girl ausgesucht, was den Rassismusvorwurf oben draufsetzt. Nur: Wo bleibt der Protest der Heteromänner, die hier pauschal auf „Titten? Geil!“ reduziert werden? Eigentlich müssten jede Menge ganze Kerle wegen Beleidigung ihres Intellekts auf die Barrikaden gehen. Tun sie aber nicht. Sondern schlabbern womöglich fleißig Müllermilch. Peter Weissenburger
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