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"Die Tüten kommunizieren"

Engagiert Bäcker Heinz Hintelmann über die Kampagne "Gewalt kommt nicht in die Tüte!"

Foto: privat
Heinz Hintelmann

62, betreibt die „Bäcker Heinz“-Filialen in Hamburg und Geesthacht. Er ist Öffentlichkeitsbeauftragter der hiesigen Bäckerinnung.

taz: Herr Hintelmann, warum kommt für Sie Gewalt nicht in die Tüte?

Heinz Hintelmann: Ich lehne grundsätzlich jede Art von Gewalt ab. So gehe ich auch durch das Leben. Streit und Konflikte kann man immer anders lösen, beispielsweise in Diskussionen und friedlichen Gesprächen.

Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gibt es heute zum siebten Mal die Brötchentüten-Kampagne „Gewalt kommt nicht in die Tüte!“. Wie kam es dazu?

Die Kampagne gab es bereits vorher in Schleswig-Holstein und war dort sehr erfolgreich. Deswegen haben die Bäckerinnung und der „Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ sie auch für Hamburg übernommen.

Was ist das wesentliche Ziel der Kampagne?

Ganz klar: Aufmerksamkeit erregen! Der Slogan spricht für sich. Gewalt bleibt viel zu oft unentdeckt. Wir wollen Betroffenen die Möglichkeit geben, sich Hilfe zu suchen und außerdem nach außen tragen, dass Gewalt in keiner Weise gerechtfertigt ist. Ich hoffe sogar, dass wir damit potenzielle Gewalttäter von Taten abhalten können.

Wie waren in den vergangenen Jahren die Rückmeldungen Ihrer Kunden?

Es sind viele positive Gespräche entstanden. Die Verkäuferinnen erzählen, dass die Menschen sich sehr interessiert zeigen, nachfragen und auch Anregungen liefern. In viele Filialen sind Informationsstände aufgebaut, an die sich die Kunden direkt wenden können und die werden auch genutzt.

Was ist das Besondere an den Tüten und wie viele gibt es?

Die Tüten können kommunizieren. Sie sind nicht wie Flyer oder Banderolen. Sie werden zum Transport der Backwaren benötigt und deswegen auf jeden Fall mitgenommen. Die Kunden können in Ruhe zu Hause darüber nachdenken, denn sie sind dann zwangsläufig mit dieser Botschaft betraut. Auf den Tüten stehen die Kontaktdaten der Beratungsstellen. Die Betroffenen halten mit den Tüten also etwas Konkretes in der Hand und das bewegt oft auch diejenigen etwas zu sagen, die sich sonst nicht trauen. Jede Filiale hat ungefähr 1.000 Tüten. Damit können wirklich viele Menschen erreicht werden.

Brauchen wir mehr Kampagnen und Informationen zum Thema Gewalt?

Ja, auf jeden Fall, denn es handelt sich um ein wichtiges, aktuelles Thema. Da ist es wichtig, Präsenz zu zeigen und sich klar dagegen auszusprechen.

Interview: Melina Seiler

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