: Deutsche forderten sofortigen Luftangriff
AFGHANISTAN US-Luftwaffe schlug Tiefflüge als Drohgebärde vor, um Gelegenheit zur Flucht zu geben
BERLIN ap | Entgegen den Vorstellungen der US-Luftwaffe bestand der deutsche Fliegerleitoffizier in Afghanistan auf einem sofortigen Angriff auf die entführten Tanklastzüge bei Kundus am 4. September. Vorschläge der US-Luftwaffe, mit vorgeschalteten Tiefflügen als Drohgebärden den Menschen Gelegenheit zur Flucht zu geben, habe er abgelehnt, berichtet der Spiegel unter Berufung auf den Nato-Abschlussbericht.
Auszüge aus dem Bericht zeigten zudem, dass die Besatzung der US-Jagdbomber den Auftrag, die Tanklaster zu bombardieren, stärker hinterfragt habe als bisher bekannt. Ein Kommandeur habe berichtet, dass es während des Einsatzes Meinungsunterschiede über die Zahl der abzuwerfenden Bomben gegeben habe. Der Fliegerleitoffizier des deutschen Obersten Georg Klein habe sechs Bomben gefordert. Die Amerikaner erklärten, es seien nur zwei nötig. Bei dem Angriff kamen bis zu 142 Menschen ums Leben.
Unterdessen hat Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin die Einsetzung eines weiteren Untersuchungsausschusses des Bundestages zu dem Luftangriff nicht ausgeschlossen. Als Bedingung für den Verzicht auf diese Forderung nannte er, dass „der Verteidigungsausschuss regelmäßig Öffentlichkeit herstellt“. In der Wochenzeitung Das Parlament schlug er vor, dass der normalerweise nicht öffentlich tagende Ausschuss „in der Regel bei Zeugeneinvernahmen die Öffentlichkeit zulässt“.
Sein Kollege von der Unionsfraktion, Volker Kauder (CDU), forderte den früheren Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf, an der Aufklärung des Bombenangriffs mitzuwirken: „Wir werden den früheren Außenminister im Untersuchungsausschuss befragen.“
Steinmeier selbst schloss nicht aus, dass auch das Auswärtige Amt nicht ausreichend informiert wurde. Der SPD-Fraktionschef sagte der Welt am Sonntag, die Regierung habe früh mit möglichen Opfern gerechnet. Er sei damals „weder gegenüber dem Parlament noch in der Öffentlichkeit mit der Gewissheit aufgetreten, dass Zivilisten nicht ums Leben gekommen sind“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen