: Mittenmang ist gar kein Ausdruck
Moabit Mit der Zeitung "Mittenmang" wirbt die Groth Gruppe für edle Eigentumswohnungen
Wenn die Groth Gruppe baut, darf es gern ein bisschen größer sein: Rund 1.000 Wohnungen will Berlins bekanntester Immobilienentwickler entlang der Lehrter Straße in Moabit hinstellen. Entlang der Bahntrasse entsteht ein neues Wohnviertel. Für eine Straße wie die Lehrter, die nur einen Kilometer lang und trotz unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof recht beschaulich ist, ein ziemlicher Schubs.
Im Versuch, die Sympathie der AnwohnerInnen im ehemaligen Arbeiterbezirk zu gewinnen, übt sich der Bauherr im Dialog: Die Groth Gruppe führte Informationsveranstaltungen durch, nahm an Anwohnerführungen und runden Tischen teil. Sogar im „Betroffenenrat Lehrter Straße“ sitzt regelmäßig ein Vertreter der Gruppe, um der Nachbarschaft den Puls zu fühlen.
Jetzt, wo die bauvorbereitenden Maßnahmen für das „Quartier Lehrter Straße“ begonnen haben und als letztes Hindernis die Hütte eines auf der Brache lebenden Obdachlosen zerstört worden ist, hat die Groth Gruppe eine neue Stufe der Anwohnerkommunikation gezündet: Mit einer digitalen Quartierszeitung namens Mittenmang wendet sie sich an interessierte Nachbarn. Das Magazin soll „in das bunte Kiezleben der Lehrter Straße entführen“, Geschichten erzählen, Persönlichkeiten vorstellen.
Auch das Quartier selbst wird jetzt plötzlich „Mittenmang“ genannt. Ein Name, der Bodenständigkeit suggeriert – für eine Anlage mit nur 158 Sozialwohnungen nicht ganz passend. Aber auch nicht ganz so unsympathisch wie das Investorenprojekt auf der anderen Seite des Parks, wo unter dem prätentiösen Namen „Stadtvilla Lindgrün“ 23 Edel-Apartments hochgezogen wurden.
Immerhin verbal sucht die Groth Gruppe noch die Nähe zu einem teils ärmlichen, teils schon aufstrebenden Kiez. In Mittenmang plaudern der Trainer des im Sportpark trainierenden Vereins SC Union 06 und die Betreiberin der Galerie „Zweigstelle“ über ihr Lebensgefühl. Interessanter ist, wie sich der Architekt und städtebauliche Leiter des Neubauprojekts, Matthias Sauerbruch, dessen Gesamtgestalt vorstellt: zwei Zickzackreihen aus bunten Klötzen, dazwischen ein Platz. Und eine Fußgängerbrücke rüber zur Europa-City, dem neuen Monster-Quartier auf der anderen Seite der Bahntrasse.
Diese neue Verbindung wird die städtebauliche Lage der Lehrter Straße komplett verändern: aus dem toten Winkel mitten ins Zentrum. Mittenmang ist gar kein Ausdruck. Nina Apin
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