: Der weltbürgerlichste Park wird 150
Jubiläum In einer Feierstunde im Rathaus wirbt der Vorsitzende des Bürgerparkvereins um Spenden – die 100.000 Bäume sind alt und müssen ersetzt werden. Angedacht ist Geldsammeln direkt im Park
Nach der gültigen Fassung aus dem Oktober 2015 ist Alkohol trinken nur in den Restaurants erlaubt. Verboten ist es im Bürgerpark außerdem:
Radios- und Wiedergabegeräte sowie Trommeln zu benutzen.
Rennräder, Segways, Skateboards, Rollschuhe zu fahren.
Gegenstände (beispielsweise Bänke oder Mülleimer) von ihren Standorten zu entfernen.
Slacklines zwischen Bäumen und anderen Objekten im Park einzuspannen.
Modellfluggeräte jeglicher Art (zum Beispiel Flugzeuge, Helikopter, Drohnen oder Quadrocopter) zu betreiben.
Feuer zu machen oder zu grillen.
im Freien zu nächtigen. eib
Vor 150 Jahren gründeten Bremer BürgerInnen den „Verein für die Bewaldung der Bürgerweide“ und versprachen dem Senat, für sämtliche Kosten der Parkanlage selbst aufzukommen. „Damals war die Pro-Kopf-Verschuldung in Bremen sogar noch höher als heute“, erinnerte der aktuelle Präsident des Bürgerparkvereins, der Bauunternehmer Joachim Linnemann, am Montag bei einem Festakt in der oberen Rathaushalle.
Neben Linnemann sollten der Bürgerparkdirektor Tim Großmann, die ehemalige Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) und der Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki nette Worte über den Park finden und Werbung für eine Geldspende machen. Der Park wird immer noch ohne öffentliche Mittel gepflegt und ist damit deutschlandweit einzigartig.
Aber der Park – 202 Hektar, mehr als 100.000 Bäume, die jetzt alle nach und nach ersetzt werden müssen – ist dann wohl doch sein bester Botschafter. Weswegen der Bürgerparkpräsident Linnemann auch davon träumt, die Spenden direkt im Park zu sammeln und einen Shop mit Bürgerpark-Devotionalien einzurichten.
In der Feierstunde erntete er jedenfalls den einzigen Lacher, als er auf die Frage des Moderators nach seinem schönsten Erlebnis im Park sagte: „Das darf ich nicht verraten, sonst bekomme ich Ärger mit meiner Frau.“ Unwahrscheinlich, dass die meisten im Publikum diesen Satz so lustig fanden, weil sie dabei an die schwule Cruising Area an der Hollerallee dachten. Milden Applaus gab es, als der Parkdirektor das seit Oktober bestehende Verbot von Alkohol – und damit auch von Kohlfahrten –begründete: „Das passt einfach nicht in diesen Park.“
Dass der zwar sehr schön und auch unbedingt erhaltenswert ist, aber es in Deutschland durchaus noch andere sehenswerte Anlagen gibt – diesen Fakt mutete der Denkmalschützer Skalecki seinem Publikum zu. „Er steht ganz weit oben im Ranking“, beantwortete er die Frage des Moderators, ob es denn so etwas Schönes noch mal gebe. Und Kulturdenkmäler müssten ja auch nicht immer schön sein und gleich habe er noch einen Termin am ebenfalls denkmalgeschützten U-Boot-Bunker Valentin. eib
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