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Kabale und Liebe

POPULISTEN 5.000 AfD-Anhänger demonstrieren in Berlin gegen die Flüchtlingspolitik – unter stetem Gegenprotest. In Umfragen gewinnt die Rechtsaußenpartei dazu

Aus Berlin Sabine am Orde und Dinah Riese

Rund 5.000 Anhänger der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) haben am Samstag in Berlin gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung protestiert. Die AfD hatte bundesweit zu der Demonstration unter dem Motto „Asyl braucht Grenzen – Rote Karte für Merkel“ aufgerufen. Ursprünglich hatte sie auf 10.000 Teilnehmer gehofft.

An dem Aufzug beteiligten sich auch einige Neonazis und Hooligans. Entlang der gesamten Demoroute, die mit Absperrgittern und einem großen Polizeiaufgebot gesichert war, protestierten Gegendemonstranten lautstark gegen die AfD.

„Ich will nicht, dass meine Kinder irgendwann als Deutsche in der Unterzahl sind“, sagte eine Frau in den Dreißigern der taz. Daher laufe sie bei der AfD-Demo mit. Eine ältere Teilnehmerin sprach von „der Sorge um unser Land“. Andere wollten mit der „Lügenpresse“ erst gar nicht reden.

Auf der Auftaktkundgebung am Roten Rathaus riefen die beiden Parteivizes Beatrix von Storch und Alexander Gauland dazu auf, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) abzuwählen. „Frau Merkel hat der ganzen Welt versprochen, das sie herkommen kann“, rief von Storch. „Aber unser Land kann nicht jeden aufnehmen.“ Sie sagte aber auch, der Protest richte sich nicht gegen die Flüchtlinge selbst. Gauland verwies auf die Zeit der Völkerwanderung, als das west­römische Reich „von Barbarenstämmen“ überrannt wurde. Merkel schade dem deutschen Volk mit ihrer Politik. „Diese Frau muss weg“, rief Gauland. Die Menge skandierte „Volksverräter“ und „Merkel muss weg“.

Immer wieder versuchten Gruppen, die Demonstration der AfD zu blockieren, einige wurden von der Polizei weggetragen. Die 1.100 Beamten setzten auch Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Etwa 1.200 Demonstranten nahmen an den Gegenveranstaltungen teil – deutlich weniger als erwartet. Immer wieder beschimpften sich AfDler und Gegendemonstranten gegenseitig mit „Nazis raus“. Als die Demonstration am Hauptstadtstudio der ARD und später an der Bundespressekonferenz vorbeizog, wo in- und ausländische Medien ihre Büros haben, riefen die AfD-Anhänger minutenlang „Lügenpresse“.

AfD-Mann Gauland erinnerte, wie das Römische Reich von „Barbarenstämmen“ überrannt wurde

Auf der Abschlusskundgebung am Hauptbahnhof forderte Parteichefin Frauke Petry die „Rückkehr zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ und beschrieb die „Angst vor dem politischen Islam“. Dann stimmte die Parteispitze auf der Bühne die Nationalhymne an. Die mehreren Hundert Gegendemons­tranten hinter Polizeikette und Absperrgitter riefen lautstark „Ganz Berlin hasst die AfD“.

Zumindest in Umfragen jedoch wächst die Beliebtheit der Partei: Laut einer Emnid-Umfrage von Sonntag liegt sie im Bund bei 9 Prozent – gleichauf mit der Linken.

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