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Auf dem Sprung in den Profifußball

Fußball I Mit dem BFC Dynamo und dem Berliner AK kämpfen zwei ungleiche Klubs um den Aufstieg in die Dritte Liga und den Platz hinter Hertha und Union. Im prestigeträchtigen Duell siegt der BAK mit einem 3:1

Zum In-die-Luft-Gehen: Ingo Wunderlich (BAK); dahinter Martin Zurawsky (BFC) Foto: imago

von Alina Schwermer

Es war ein Derby, das nicht nur wegen der aktuellen Tabellensituation Brisanz hatte. Die allein wäre spannend genug gewesen, lagen die beiden Berliner Regionalligateams doch vor der Partie nur zwei Punkte auseinander und rechneten sich nach jeweils gutem Saisonstart beide Chancen auf den Aufstieg in die Dritte Liga – und damit den Sprung in den Profifußball – aus.

Doch als der BFC Dynamo und der Berliner AK (BAK), der Vierte und der Fünfte der Liga, im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion aufeinandertrafen, ging es um mehr als nur drei Punkte auf dem Weg in Liga drei. Die beiden Klubs verbindet vor allem die Ambition, dritte Kraft im Berliner Fußball hinter den beiden Großen Hertha und Union zu werden. Ansonsten aber: Grundverschiedenheit in jeder Hinsicht.

Die Stimmung beim Heimspiel des BFC war eines Derbys würdig. Rund 2.500 Fans, weinrot-weiße Choreo mit Ballons auf der BFC-Tribüne, 90-minütiger Support – Dinge, von denen man beim BAK nur träumen kann. Vor Saisonbeginn lag der Zuschauerschnitt dort bei Heimspielen bei etwa 600 Zuschauern. Man wolle die Besucherzahl erhöhen, hatte BAK-Präsident und Geldgeber Mehmet Ali Han vor der Saison erklärt. Seit Jahren hat der türkisch geführte Klub Schwierigkeiten, Publikum zu mobilisieren; dabei ist eine große Fanbasis wichtig, will man dritte Kraft in Berlin sein.

Große BFC-Fanbase – aber

Ganz anders sieht die Lage beim traditionsreichen DDR-Serienmeister BFC Dynamo aus. Dort muss man sich um eine Fanbasis keine Sorgen machen; wohl aber um deren Zusammensetzung. Die rechte Hooliganszene, die bereits in den Neunzigern bundesweit für Schlagzeilen sorgte, ist bis heute präsent. Erst vergangene Woche stufte das Landeskriminalamt den BFC als den Berliner Verein mit den meisten gewaltbereiten Anhängern ein. Auch deshalb war das Duell gegen den türkisch geprägten BAK brisant.

Diesmal wurde nur gespielt

Anders als bei früheren Partien blieb die Rivalität diesmal jedoch auf den Rasen begrenzt. Die Zuschauer sahen ein offensives Spiel, in dem beide Teams von Beginn an auf Sieg spielten. Sowohl der BAK als auch der BFC hatte vor der Saison aufgerüstet: Spieler mit reichlich Regionalliga-Erfahrung sollen für den Aufstieg sorgen; nach jeweils chao­tischen Jahren mit Geldnöten ersehnt man in beiden Lagern sportliche Konstanz.

Welche Mannschaft eher das Zeug zu Liga drei hat, blieb allerdings trotz des auf dem Papier deutlichen 3:1 für den BAK offen. Denn weite Teile des Spiels gehörten dem BFC, dem es allerdings nicht gelang, die vielen Chancen in Tore zu verwandeln. Nach einer überzeugenden halben Stunde Offensivfußball des BFC erzielte BAK-Angreifer Kevin Stephan unerwartet den Führungstreffer. Dynamo hatte an der Strafraumgrenze zu nachlässig agiert. Auch danach setzte der Gegner aus Moabit clever gezielte Stiche und erhöhte in der zweiten Hälfte auf 3:0. Der BAK war beeindruckend effizient; Dynamo spielte zwar schön, aber ineffektiv. Auch ein später Anschlusstreffer durch Zlatko Muhovic nützte nichts mehr.

Kurz zuvor war die Stimmung dann doch noch hitzig geworden, als die Nichtvergabe eines Handelfmeters für Proteste auf der Dynamo-Trainerbank sorgte. Sportdirektor Angelo Vier wurde gar auf die Tribüne verwiesen; spielentscheidend dürfte die Situation nicht gewesen sein, dafür agierte Dynamo gegen Ende zu fahrig.

Never-ending Story

Durch den Sieg rückt der BAK vorerst auf Platz 3 vor und darf weiter von der Dritten Liga träumen. Wegen der engen Konstellation bleibt aber auch der BFC an der Spitzengruppe dran. Das entscheidende Duell findet also wohl erst in der Rückrunde statt – die Never-ending Story um eine starke dritte Kraft im Berliner Fußball geht weiter.

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