Oh my Bond

James Zur Deutschlandpremiere von „Spectre“ am Mittwochabend drücken sich Tausende an Absperrgitter entlang des roten Teppichs am Sony Center

Blaue Augen. Blonde Haare. Lautes Kreischen. Aber der, der da gerade weitschweifig auf dem roten Teppich Fragen beantwortet, das ist noch nicht Bond, sondern Ben Becker. Zur Deutschlandpremiere von „Spectre“ am Mittwochabend drücken sich Tausende an die Absperrgitter entlang des roten Teppichs und rund um den Kino-Eingang am Sony Center, halten Kameras und Selfie-Sticks hoch und kreischen. Denn neben der Berliner Prominenz setzen die Limousinen nach und nach auch die Produzentin des neuen Bond-Films und drei ihrer Darsteller am Ende des roten Teppichs ab: Daniel Craig, Christoph Waltz und Naomie Harris sind in Berlin. Oh my Bond.

Die richtigen Fans warten schon seit dem frühen Morgen. „Seit elf Uhr“, sagt eine junge Frau, sie schwenkt ein meterhohes Bild von sich selbst neben Craig, hofft auf ein Autogramm. „Wer ist denn schon seit sieben da?“, fragt der Moderator. Drei Mädchen im Schulalter drängeln eifrig nach vorn: „Wir wollten Erste sein.“ Sind ja noch Herbstferien.

Maliziöses Grinsen

„Ein Knüller“ ist der neue Bond geworden, sagt Waltz, er zieht das Wort genüsslich in die Länge. Wie er sich auf die Rolle als Bond-Bösewicht vorbereitet hat? „Ich habe meinen Text gelernt und bin früh aufgestanden“, sagt er und grinst maliziös. Craig zeigt höchstens den Hauch eines Lächelns, während er auf Collegeblöcken, Pappen und was auch immer die Menschen ihm hinhalten, unterschreibt.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller ist zu hören – auf dem Großbildschirm, auf dem die Veranstaltung übertragen wird, aber nur ganz kurz zu sehen. Denn während der Moderator mit ihm spricht, posieren gerade Craig, Waltz und Moneypenny-Darstellerin Harris fürs Foto zu dritt. Ja, natürlich wünsche er sich einen Bond in Berlin, sagt Müller. Und natürlich gern mit Daniel Craig.

An „Spectre“ hat Berlin zumindest schon einen kleinen Anteil: Produzentin Barbara Broccoli erzählt, dass sie Waltz bei der Berlinale 2014 kennengelernt hat, sie waren beide in der Jury. „Ich habe gleich gehofft, ihn für Bond zu bekommen“, verkündet sie.

Craig und Waltz sind inzwischen schon drinnen, langsam zerstreut sich die Menge. Jürgen Vogel steht mit einer roten Rose in der Hand vor der Fotowand. Nicht ganz so schick gekleidet wie die Bond-Darsteller, aber sein Grinsen kann es mit dem von Waltz locker aufnehmen. Uta Schleiermacher