LeserInnenbriefe
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Prozentrechnung kann sehr verwirrend sein

betr.: „Jeder Fünfte traumatisiert“, taz.nord vom23. 10. 15

Laut Forsa-Umfrage hat jeder zweite Bundesbürger Probleme mit der Prozentrechnung. Das sind nicht nur zwei, sondern 50 Prozent. Fünf Prozent traumatisierte Flüchtlinge wiederum bedeuten eben nicht jeder Fünfte, sondern „nur“ jeder Zwanzigste. Verwirrend! Ach, hätten Sie doch den Herrn Professor Gerd Bosbach gefragt, der weiß so etwas. Drei Seiten zuvor hatte der nämlich Statistiken über ausgefallene Schulstunden gefordert und vermutet wohl zurecht, dass krankheitsbedingte Unterrichtsausfälle schon längst ernst zu nehmendere Folgen haben, als man so denkt. OLAF SCHARPF, Essen

Nicht jeder Kritiker ist gleich ein Rassist

betr.: „Vereint gegen die Anderen“, 23. 10. 15

Über ein derart komplexes und teppich-gleich verflochtenes Thema – gemeint ist die Organisation des Asylsystems, Willkommenskultur und Flüchtlingsfeindlichkeit – zu berichten, erfordert ein Verständnis für die Gesamtsituation in der wir uns befinden und diese ist äußerst schwer zu erfassen. Die Sensibilisierung der deutschen Bevölkerung bei Tendenzen von rechts außen ist tief verwurzelt und wird dem im Großen und Ganzen offensiv anprangernd begegnen. Ungeachtet der Richtigkeit dessen, muss man dann doch auch präzise unterscheiden, was dem Autor hier nicht gelingt. Lieber Andreas Speit, bei den vielen Abkürzungen für irgendwelche Organisationen kann man da auch schon mal den Blick aufs Wesentliche verlieren: Jemand, der die Asyl- und Flüchtlingspolitik in Deutschland bzw. Europa kritisiert, ist doch nicht per se Rassist! Wahlausgänge (Holland, Frankreich, Österreich und andere) zeigen eine Proteststimmgebung, die im Norden und Westen Europas schon seit je her nach rechts ausschlägt. Ängste der Bevölkerung sind dabei durchaus legitim, da ein menschenwürdiger und richtungsweisender Umgang mit den aktuellen Flüchtlingsströmen noch nicht gefunden wurde. Deswegen ist man allerdings noch immer kein Rassist oder Rechtsextremist. Da findet dann auch keinerlei Verwischung der Grenzen statt. SMILEBIG, taz.de

Entscheidungsträger haben hier klar versagt

betr.: „Ein Skandal und seine Folgen“, taz.nord vom 22. 10. 15

Wenn in einem Krankenhaus Babys sterben, dann liegt das manchmal an den multiresistenten Keimen. Wenn im selben Krankenhaus „irrationaler Wildwuchs“ herrscht, dann liegt das wiederum fast immer an inkompetenten „Entscheidungsträgern“, an Leuten also, die ihren Untergebenen das selbst Denken bzw. das Mitdenken bei Strafandrohung verbieten. Und zwar in der Hoffnung, dass ihre eigene Dummheit dann weniger auffällt. Das Prinzip lässt sich auf alle anderen Einrichtungen und Institutionen übertragen. Den „Befallenen“ kann man nur raten, nicht bloß ihre „Neuzugänge“ immer wieder auf multiresistente Keime zu testen, sondern auch ihre Führungsetagen nach Leuten zu „scannen“, die da nicht hingehören. Und zwar nicht nur „routinemäßig“, sondern wirklich ernsthaft. Optimistisch bin ich aber nicht. Wer soll die „multiresistenten“ Führungsversager identifizieren und auf eine Position verfrachten, auf der sie nicht mehr schaden können, wenn doch Inkompetenz auf allen Ebenen herrscht und zwar nicht nur in Krankenhäusern? Und überhaupt: Gibt es denn in einer Welt wie unserer noch Positionen, auf denen man nicht denken braucht und keinerlei Verantwortung besitzt? Und wenn – werden die dann nicht zu schlecht bezahlt, als dass die anspruchsvollen Ex-Eliten es sich gefallen lassen könnten, entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit bezahlt zu werden? MOWGLI, taz.de