: Konsul missachtet die Pressefreiheit
HARTE TÜR Einem Reporter eines türkischen Online Magazins wurde am Wochenende der Zugang zum Wahllokal im türkischen Konsulat in Hamburg verwehrt. Dem Konsul hatte ein Artikel nicht gefallen
Kritische Presse war bei der Stimmabgabe der rund 83.000 in Hamburg lebenden Türken zu den türkischen Parlamentswahlen offenkundig nicht gern gesehen. Zumindest für den Reporter des türkischen Online-Magazins Avrupa Postasi, Adil Yigit, blieben am Sonntag die Türen des türkischen Konsulats an der Hamburger Tesdorpfstraße geschlossen, da dem Konsul ein Bericht Yigits missfallen hatte.
Vom 8. bis zum 25. Oktober konnten wahlberechtigte Türken, die sich im Ausland befinden, europaweit in den türkischen Konsulaten ihre Stimmen abgeben. Ursprünglich war es der Presse nur am 8. Oktober erlaubt, die Wahl in den Konsulaten zu beobachten und im Film festzuhalten.
Gegen diese Einschränkung hatte ein türkischer Journalist aus Berlin Widerspruch eingelegt, woraufhin die Oberste Wahlkommission in Ankara am 20. Oktober beschlossen hatte, die Wahllokale in den Konsulaten an weiteren Tagen für Medienvertreter zu öffnen. Davon wollte Adil Yigit am Samstag Gebrauch machen, wurde jedoch von einem Konsulatsangehörigen um kurz nach 12 Uhr abgewiesen. Es sei bereits zu spät, hieß es. Er solle tags drauf wiederkommen.
Doch auch am Sonntag wurde Yigit der Zutritt verwehrt dieses Mal vom Konsul Mehmet Fatih Ak persönlich. Die Begrüdnung: Avrupa Postasi habe im Mai eine Gegendarstellung vom Konsul zu einem Bericht von Yigit nicht abgedruckt. Diesen Disput bekamen die Wahlbeobachter dreier Parteien mit, wie eine Zeugin der taz bestätigte.
Im türkischen Konsulat in Hamburg möchte man von einem solchen Vorgang nichts wissen. Der Konsul selbst war für eine Stellungsnahme nicht zu erreichen. „Es ist alles problemlos gelaufen, wenn man eine Akkreditierung gehabt hat“, versicherte ein Konsulatssprecher der taz. „Wir haben die Zeitungen vorher angeschrieben.“ Der Name Adil Yigit sage ihm nichts. „Die lügen“, kontert Yigit. „Es gab keine Akkreditierungen.“ KVA
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