Moderator Klaas Heufer-Umlauf über Organspende: „Geht nicht darum zu missionieren“

Der Verein „Junge Helden“ wirbt auf Partys und im Kino für Organspenden. Für Heufer-Umlauf hat das Thema mehr mit Leben als dem Tod zu tun.

Klaas Heufer-Umlauf mit Organspendeausweis

Will nach seinem Tod alle Organe spenden: Moderator Klaas Heufer-Umlauf. Foto: Oliver Rath

taz: Herr Heufer-Umlauf, was steht in Ihrem Organspendeausweis?

Klaas Heufer-Umlauf: Da stehen mein Name, meine Unterschrift und, dass meine Organe im Falle des Falles in vollem Umfang zur Verfügung stehen.

Warum engagieren Sie sich für das Thema Organspende?

Es ist eigentlich ein einfaches Prinzip, kann aber so viele Schicksale und Menschen retten. In der Gesellschaft ist die Bereitschaft dafür längst da. Es fehlt nur der letzte Schritt, dass man sich einen Organspendeausweis in die Tasche steckt. Dass ich mich engagiere, ist persönlich bedingt – durch Claudia, der Gründerin des Vereins Junge Helden. Sie hat mich mitgerissen in ihrer Begeisterung für das Thema und den Verein.

32, moderiert zusammen mit Joko Winterscheidt TV-Shows, ist gebürtiger Oldenburger und engagiert sich seit 2006 im Verein Junge Helden für Organspenden.

Wie haben Sie Claudia Kotter kennengelernt?

Ich kannte sie über drei Ecken und fand sie immer schon beeindruckend. Dann habe ich ein Interview mit ihr bei Johannes B. Kerner gesehen, sie angerufen und gesagt: „Ich heiße Klaas, ich arbeite bei Viva, was kann ich tun?“

Was hat Sie so beeindruckt?

Jeder der Claudia als Person erlebt hat, weiß wie charismatisch und beeindruckend sie war. Sie hatte seitdem sie sieben Jahre alt war die Krankheit Sklerodomie. 2011 ist sie gestorben. Sie hat es zu einer ihrer Lebensaufgaben gemacht, das Thema mit Spaß und Lebensfreude aufzubereiten. Mir ist da zum ersten Mal klar geworden, dass Organspenden einen größeren Bezug zum Leben haben als zum Tod.

Was macht der Verein Junge Helden genau?

Es geht darum, das Thema mitten im Leben zu platzieren und aus dem Wartezimmer beim Arzt oder der Apotheke herauszuholen. Es gibt jetzt den Film „Entscheidend ist die Entscheidung“, der im Kino läuft und als Diskussionsgrundlage für Schulen bereitsteht. Am bekanntesten sind aber wohl die Partys. Da stehen engagierte Leute und Prominente in Junge-Helden-Shirts hinter der Bar oder der Garderobe. Die Leute können sich auf der Party in ausgelassener Atmosphäre mit dem Thema auseinandersetzen.

Entscheiden sich Jugendliche leichter für einen Ausweis?

Junge Leute sind vielleicht ein bisschen flexibler, wenn es um die großen Einstellungen des eigenen Lebens geht. Viele Fragen haben sie sich noch nicht gestellt. Als erwachsener Mensch hat man ja irgendwann die Illusion, man hätte jetzt mal alles überlegt.

Warum haben nur etwas mehr als ein Viertel der Deutschen einen Organspendeausweis?

Ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich alle wissen, wie wichtig das Thema ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Leute denken, dass es kein Beinbruch ist, wenn sie nicht mitmachen. Das stimmt aber nicht. Umso mehr Leute mitmachen, umso besser und effektiver funktioniert das System, desto kürzer sind die Wartezeiten und desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand überlebt. Ein Problem ist auch, dass man in unserer Gesellschaft nicht automatisch mit dem Thema in Berührung kommt.

Warum?

Es fehlt die Information. Es ist nicht so, dass man in einem bestimmten Alter mit der Frage, ob man seine Organe spenden will, konfrontiert wird. Auch in der Schule steht das Thema auf keinem Lehrplan, sondern es sind dann engagierte Lehrer, die sich vornehmen, mit ihren Schülern darüber zu sprechen. Dass man wirklich nur den Ausweis ausfüllen und mit sich führen muss, um Organspender zu sein, wissen viele nicht.

Ist es auch okay, Nein anzukreuzen?

Klar, das ist eine persönliche Entscheidung und die verdient Respekt. Es geht nicht darum zu missionieren, mit einem schlechten Gewissen zu arbeiten und zu sagen, du bist ein schlechterer Mensch, weil du Nein ankreuzt.

Hat Ihr Vertrauen unter den Organspendeskandalen gelitten?

Nein, weil ich mich damit auseinandergesetzt habe, wie Eurotransplant arbeitet. Es gibt überall schwarze Schafe. Die Debatte ist oft mit schaurigen Märchen durchmischt.

Etwa, dass Ärzte Organspendern nicht das Leben retten?

Genau. Den Tod müssen aber zwei Ärzte unabhängig voneinander feststellen. Sie tun ihr menschenmögliches, damit die Leute durchkommen.

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